Chirurgie des oberen Gastrointestinaltrakts
Erkrankungen von Speiseröhre und Magen führen aufgrund ihrer zentralen Bedeutung im menschlichen Verdauungstrakt oft zu Symptomen durch Störungen der Nahrungspassage.
Unangenehme und häufig bedrohliche Ereignisse wie Schluckstörungen oder starke Gewichtsabnahme bedürfen einer raschen Diagnostik, da in vielen Fällen auf chirurgischem Weg eine Heilung erzielt werden kann.
Mit über 200 Eingriffen pro Jahr an der Speiseröhre und am Magen repräsentiert die Chirurgische Klinik des Klinikums Dortmund eines der wenigen Zentren für diese Art der Chirurgie in Nordrhein-Westfalen. Hierbei besteht in der Behandlung des Speiseröhren-Karzinoms ein besonderer, langjähriger Schwerpunkt der Klinik.
Gerade bei der Behandlung dieser Erkrankung bedarf es der engen Zusammenarbeit vieler Fachdisziplinen wie Gastroenterologie, Onkologie und Strahlentherapie. Im Klinikum Dortmund wird diese Zusammenarbeit durch die Bildung eines Viszeralonkologischen Zentrums und regelmäßiger wöchentlicher Konferenzen der beteiligten Abteilungen vorbildlich gelebt. Hierbei erhält der Patient bzw. die Patientin im Klinikum Dortmund ein maßgeschneidertes Therapiekonzept aus „einer Hand“.
Die Etablierung modernster minimal-invasiver Techniken beschleunigt den Heilungsverlauf der Patient:innen nach Operationen am oberen Gastrointestinaltrakt.
Spezialisierte Pflege, intensive psychoonkologische Betreuung und intensivmedizinische Therapie durch die Chirurgische Klinik nach der Operation tragen wesentlich zum Heilerfolg bei.
Chirurgie des Ösophagus (Speiseröhre)
Krankheitsbilder
Wandausstülpung der Speiseröhre (Divertikel) (z.B. Zenker-Divertikel, epiphrenisches Divertikel)
Besonders bei älteren Patient:innen kann es zu Wandausstülpungen der Speiseröhre (Divertikel). Patient:innen bemerken Schluckstörungen oder Aufstoßen mit Hochwürgen von unverdauter Nahrung. Medikamente helfen hier nicht, denn es handelt sich um ein mechanisches Problem.
Wir bieten für diese Erkrankung mehrere Operationsmethoden an. Die sog. Zenker-Divertikel am Hals werden über einen kleinen Hautschnitt abgetragen. Epiphrenische Divertikel liegen im zwerchfellnahen Teil der Speiseröhre und können häufig minimalinvasiv mittels Brustkorb- oder Bauchspiegelung abgetragen werden.
Gutartige Geschwülste der Speiseröhre (z.B. GIST des Ösophagus, Leiomyome des Ösophagus)
Diese seltenen, aber gutartigen Tumoren sollen möglichst organ- und patientenschonend entfernt werden. Wir bieten dazu eine 'Ausschälung' des Tumors in minimalinvasiver Technik unter Verwendung von Videooptiken und winzigen Einschnitten über die Brustwand an.
Achalasie
Bei der Achalasie ist der untere 'Pförtner'-Muskel der Speiseröhre zu kräftig bzw. er kann nicht mehr richtig erschlaffen. Dauert dieser Zustand lange an, wird die Speiseröhre erheblich aufgeweitet und es kommt zu Passage-Störungen mit z.T. starker Gewichtsabnahme.
Neben der konservativen Behandlung mittels endoskopischer Dehnung des Ringmuskels muss in schweren Fällen der Ringmuskel in minimalinvasiver Technik gespalten werden. In gleicher Sitzung wird dieser mit einer Magenmanschette abgedeckt, um dauerhaft Rückfluss von saurem Magensaft in die Speiseröhre zu verhindern.
Refluxkrankheit
Die Ursache der Refluxkrankheit ist ein schwacher oder bewegungsgestörter unterer 'Pförtner' (ringförmiger Muskel) der Speiseröhre. Dadurch kommt es zum Zurücklaufen von Magensäure oder Galle in die Speiseröhre mit einer Entzündungsreaktion. Diese verursacht das typische Sodbrennen. Dauert die Refluxkrankheit lange an, können Folgeerkrankungen wie Engstellungen der Speiseröhre oder sogar Speiseröhrenkrebs auftreten. Auch nächtliche Hustenattacken können Ausdruck einer chronischen Refluxkrankheit sein.
Man kann die Refluxkrankheit häufig mit Medikamenten gut behandeln. Falls die Medikamente keine ausreichende Wirkung zeigen oder aber nicht vertragen bzw. dauerhaft nicht eingenommen werden sollen, muss operiert werden. Dann ist die Rekonstruktion des gestörten Verschluss-Mechanismus in minimalinvasiver Technik, eine sog. laparoskopische Fundoplicatio, das Standardverfahren.
Zwerchfellbrüche (z.B. axiale Hiatushernie)
Hier kommt es zu einer zunehmenden Erweiterung der natürlichen Lücke für die Speiseröhre im Zwerchfell. Dadurch können sich Teile des Magens in den Brustkorb verlagern. In vielen Fällen treten Passage-Störungen mit Erbrechen und Gewichtsverlust auf. Durch eine Operation in minimalinvasiver Technik kann der Magen in den Bauchraum zurückverlagert und die Bruchlücke versorgt werden.
Speiseröhrenkrebs
Patient:innen mit Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) benötigen ein individualisiertes Therapiekonzept durch ein interdisziplinäres Behandlungsteam bestehend aus Gastroenterolog:innen, Onkolog:innen, Radioonkolog:innen und Chirurg:innen. Im Klinikum Dortmund besteht auf diesem Fachgebiet eine langjährige Erfahrung, so dass Ihnen eine hochspezialisierte Behandlung aus "einer Hand" angeboten werden kann.
Nur ganz frühe Karzinome, die auf die oberste Schleimhautschicht der Speiseröhre beschränkt sind, können gelegentlich über eine Speiseröhrenspiegelung (also endoskopisch) ohne Operation abgetragen werden.
Größere Tumoren müssen operativ entfernt werden. Bei fortgeschrittenen Tumoren kommt in der Regel daher zur Behandlung des Speiseröhrenkrebses eine Vorbehandlung (je nach Art des Tumors: Strahlen- und/oder Chemotherapie) mit anschließender Operation zur Anwendung. Die Vorbehandlung dient zur 'Schrumpfung' des Tumors, er wird damit sicherer entfernbar, und die Langzeitresultate sind besser.
Die Entfernung des Tumors durch Operation ist in der Regel ein großer Eingriff mit Entfernung eines großen Anteils der Speiseröhre und der umgebenden Lymphknoten sowie der Wiederherstellung der Schluckfunktion durch Zwischenschalten eines Magen- oder Darmanteils. Wir führen diese Operationen alljährlich in hoher Frequenz durch (40-50 pro Jahr), die Zertifizierung als „Speiseröhrenkrebs-Zentrum“ durch die Deutsche Krebsgesellschaft belegt hier unsere Kompetenz.
Durch routinemäßige Verwendung der sog. minimalinvasiven- oder „Schlüsselloch“-Chirurgie kann die körperliche Belastung gesenkt werden, und der Eingriff wird besser vertragen. Gerade im Bereich der Speiseröhrenchirurgie kommen die immensen Vorteile des Roboter-unterstützten Operierens zum Tragen, da hier auf sehr engem Raum mit hoher Präzision gearbeitet werden muss. Das „Da-Vinci“ Roboter-System ermöglicht eine extreme Vergrößerung mit maximaler Exaktheit für den Operateur bzw. die Operateurin. Hiervon profitieren dann unsere Patient:innen durch raschere Erholung nach diesem großen Eingriff.
Falls eine Operation nicht möglich oder sinnvoll ist, sind weitere Behandlungsoptionen verfügbar. Dazu gehört das Einsetzen von beschichteten Hohlkörpern (Stents) über Speiseröhrenspiegelung oder eine alleinige Bestrahlungs- und Chemotherapie.
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Chirurgie des Magens
Es werden in unserer Klinik über 120 Eingriffe am Magen jährlich durchgeführt. Dabei erfolgt die überwiegende Anzahl der Eingriffe an diesem Organ aufgrund des bösartigen Magenkrebses (ca. 50 Patient:innen/Jahr). Hierzu sind unterschiedliche Techniken zielführend, entscheidend ist die radikale Tumorentfernung und eine systematische Lymphknotenentfernung. Das Spektrum der operativen Möglichkeiten reicht von Magenteilentfernungen (subtotale Resektionen) bis hin zur vollständigen Magenentfernung (Gastrektomie). Der Magenersatz wird durch ein Dünndarmsegment hergestellt. In der palliativen Situation kann mit einer Umgehungsanastomose die natürliche Nahrungsaufnahme wieder ermöglicht werden. In vielen Fällen werden diese Operationen in unserer Klinik minimalinvasiv durchgeführt.
Krankheitsbilder
Magengeschwür
Magengeschwüre können heute meist mit Medikamenten ausreichend und kausal behandelt werden. Geschwüre im Magen, häufiger im Zwölffingerdarm, werden meist durch Besiedlung des Magens mit einem speziellen Keim, dem Helicobacter pylori, verursacht. Dieser Keim kann durch Antibiotikagabe bekämpft werden - verschwindet er, heilen auch die Geschwüre ab.
Manchmal muss wegen Komplikationen des Magengeschwürs dennoch operiert werden. Dies ist bei Durchbruch (Perforation) des Magengeschwürs oder bei schwerer Magenblutung erforderlich. Entfernungen von größeren Anteilen des Magens sind in diesen Fällen jedoch kaum notwendig. Die Eingriffe werden häufig minimalinvasiv durchgeführt.
Gutartige Geschwulste des Magens (z.B. GIST des Magens)
Gutartige Tumore werden in der Regel mittels einer Operation entfernt. Diese kann oft in Schlüsselloch-Technik (minimalinvasiv), also mit kleinen Einschnitten, wenig belastend für den Patienten bzw. die Patientin, erfolgen.
Magenentleerungsstörungen
Bei medikamentös nicht behandelbaren Magenentleerungsstörungen, zum Beispiel bei schwerem Diabetes mellitus, kann eine minimalinvasive Magenschrittmacherimplantation angeboten werden.
Magenkrebs (syn. Magenkarzinom)
Die Häufigkeit von Magenkrebs nimmt zwar insgesamt ab, aber die besonders bösartigen Formen und die Mageneingangskarzinome nehmen leider zu. Wenn ein Magenkarzinom erkannt wird, ist es sehr wichtig, die Tumorgröße und -ausdehnung festzustellen sowie die Frage zu klären, ob bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) vorliegen.
Ist dies erfolgt, wird entschieden ob wir dem Patienten bzw. der Patientin eine Vorbehandlung (Chemotherapie) vorschlagen oder unverzüglich operieren und den Tumor entfernen. Die Vorbehandlung dient der Verkleinerung ("Schrumpfung") des Tumors - dies kann bei bestimmten Patient:innen zu besseren Langzeitergebnissen führen.
Bei Magenkrebs wird in der Regel der gesamte oder der größte Teil des Magens entfernt und durch Dünndarm ersetzt. Wichtig ist die systematische Entfernung der umgebenden Gewebe zusammen mit den möglicherweise beteiligten Lymphknoten. Der Eingriff wird in vielen Fällen minimalinvasiv, zum Teil unter Einsatz des Operationsroboters „Da Vinci“ durchgeführt, was zu einer rascheren Erholung und Entlassung aus dem Krankenhaus beiträgt.
Kann man ohne Magen leben?
Auf jeden Fall. Es leben tausende Patient:innen mit guter Lebensqualität ohne Magen. Anfänglich muss man die Nahrung vorsichtiger und in mehreren kleinen Portionen einnehmen und bestimmte Speisen meiden.
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