Kolorektale Chirurgie
Chirurgie des Dick- und Enddarmes
Krankheitsbilder
- Darmkrebs (Dickdarmtumore, Enddarmtumore, Dünndarmtumore)
- Akute und chronische entzündliche Darmerkrankungen (Blinddarmentzündungen, Divertikulitis, M. Crohn, Colitis ulcerosa)
- Funktionsstörungen des Darmes (z.B. slow-transit-Obstipation)
- Darmverschluss (Ileus) sowohl den Dünndarm als auch den Dickdarm betreffend
- Mastdarmvorfall
- Anlage und Rückverlegungen bzw. Korrekturoperationen von künstlichen Darmausgängen
- Jegliche Notfalloperationen
Mit über 700 operativen Maßnahmen pro Jahr stellt die Darmchirurgie eine starke Säule der Viszeralchirurgie in unserer Klinik dar. Die häufigsten Operationsindikationen sind hierbei bösartige Tumoren des Verdauungstraktes.
Operationsverfahren
An unserer Klinik werden alle Krankheitsbilder des Dick-, Mast-, End- und Dünndarmes operativ behandelt. Hierbei werden die modernsten Operationsverfahren angewendet. Der weit überwiegende Teil der Operationen wird standardisiert in minimal-invasiver Technik durchgeführt. Hierbei kommt sowohl die klassische laparoskopische Resektion als auch die robotisch-assistierte Resektion mit dem Da-Vinci Operationsroboter zur Anwendung. Für unsere Patient:innen bedeutet dies in der Regel einen deutlich verkürzten Krankenhausaufenthalt wie auch ein hervorragendes kosmetisches Ergebnis.
Diese Verfahren werden bei allen oben genannten Krankheitsbildern, inklusive der tiefen Rektumresektion, angewandt. Gerade bei den sehr nah am Schließmuskel liegenden Tumoren gelingt es mit Hilfe der robotisch-assistierten Chirurgie deutlich häufiger und funktionell besser, den Schließmuskel zu erhalten und unseren Patient:innen einen dauerhaften künstlichen Darmausgang zu ersparen. Unsere Klinik kann in diesem Bereich eine herausragende Expertise vorweisen, was auch durch die kontinuierliche Zertifizierung als Darmzentrum durch die Deutsche Krebsgesellschaft belegt wird. Für die minimal-invasive Chirurgie sind wir ein national zertifiziertes Referenzzentrum der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Eine sehr enge Zusammenarbeit besteht mit der Gastroenterologischen Klinik im Hause, so dass wir mit Hilfe modernster interdisziplinärer Diagnose- und Therapieoptionen den Patient:innen jeweils die individuell optimierte Behandlung anbieten können.
Jede Tumorerkrankung wird sowohl nach Diagnosestellung als auch nach der Operation in der wöchentlich stattfindenden hiesigen interdisziplinären Tumorfallkonferenz (bestehend aus Viszeralchirurg:innen, Gastroenterolog:innen, Onkolog:innen, Patholog:innen, Radiolog:innen, Strahlentherapeut:innen) besprochen, und ein optimales, individuelles Behandlungsregime ausgearbeitet.
Sollte die, ggf. vorübergehende, Anlage eines künstlichen Darmausganges unumgänglich sein, so können wir eine optimale Versorgung durch speziell ausgebildete Stoma-Therapeut:innen mit langjähriger Erfahrung gewährleisten.
Bei komplexen Krankheitsbildern unter Einbeziehung der ableitenden Harnwege, der Blase oder des inneren weiblichen Genitale ist – auch während der Operation - eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen der Urologie und Gynäkologie möglich und wird regelmäßig durchgeführt.
Operationsverfahren im Überblick
minimal-invasive Verfahren (Schlüssellochchirurgie)
Laparoskopische Appendektomie, laparoskopisch und robotisch assistierte Kolonresektionen, laparoskopisch und robotisch assistierte Sigma- oder Rektumresektion, laparoskopisch assistierte Anus praeter-Anlagen, laparoskopisch assistierte Resektionsrektopexien, laparoskopisch assistierte Proktokolektomien
konventionelle Verfahren
Kolonresektionen (Kolonteil- bzw. komplette Kolonresektionen), Sigma- und Rektumresektionen ggf. mit Anlage eines J-Pouches, Proktokolektomie, Anus praeter- Anlagen und -Rückverlagerungen, Resektionsrektopexien, komplexe Adhäsiolysen, Operationen bei Darmfisteln
Minimal-invasive Enddarmoperationen
Unter dem Begriff Enddarm sind die letzten 15 cm des Dickdarms bis zum After zu verstehen.
Symptome und Diagnostik
Im Enddarm können sich gutartige und bösartige Tumoren entwickeln. Oftmals fallen diese Tumoren durch Stuhlgangsunregelmäßigkeiten, Blutbeimengungen oder Schmerzen auf. Die genaue Diagnose wird durch eine Endoskopie (Darmspiegelung) mit Entnahme von Proben zur feingeweblichen Aufarbeitung durch die Patholog:innen, und weitere bildgebende Verfahren, wie z.B. Ultraschalluntersuchung (Sonographie), Computertomograhie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Ultraschall von innen während einer Darmspiegelung (Endosonograhie), gestellt.
Therapie
Bei gutartigen Erkrankungen in diesem Bereich, wie z.B. gutartigen Geschwülsten (Polypen), können diese in den allermeisten Fällen durch eine Darmspiegelung entfernt werden. Bei bösartigen Tumoren wird das weitere Vorgehen in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz zusammen mit den Onkolog:innen, den Strahlentherapeut:innen, den Radiolog:innen und den Patholog:innen festgelegt. Es wird hier für jeden Patienten bzw. jede Patientin ein individuelles Therapiekonzept erstellt.
Bei größeren Tumoren wird vorher eine sogenannte adjuvante Radio-/ Chemotherapie durchgeführt. Diese wird in mehreren Zyklen über mehrere Wochen verabreicht. Hierdurch soll der Tumor zerstört oder verkleinert werden. Danach erfolgt dann die eigentliche Operation.
Je nach Lage und Größe des Tumors ist eine minimal-invasive Entfernung des betroffenen Enddarmabschnittes möglich. In den allermeisten Fällen gelingt dies kontinenzerhaltend, d.h. ohne künstlichen Darmausgang. Ein künstlicher Darmausgang muss z.T. nur für eine kurze Zeit, in der Regel 6-9 Wochen, als sogenanntes „protektives Stoma“ angelegt werden, um die Nahtverbindung am Enddarm zu schützen. In einer kleinen zweiten Operation wird dieses protektive Stoma dann nach abgeschlossener Heilung (6-9 Wochen) wieder beseitigt.
Minimal-invasive Operationen am Enddarm werden unter onkologischen Gesichtspunkten, genau wie beim offenen Vorgehen, durchgeführt. Dies beinhaltet ein zentrales Absetzen der Blutgefäße nahe der Hauptschlagader sowie die systematische Entfernung von Lymphknoten entlang der Blutgefäßachsen. Die den Enddarm umgebende Fetthülle, das sogenannte Mesorektum, wird ebenfalls komplett mit entfernt. Der Einsatz des Operationsroboters „Da Vinci“ ermöglicht hierbei die sehr exakte Darstellung auch kleinster Strukturen wie Nervenbahnen und trägt somit zu einer noch exakteren Präparation mit weniger funktionellen Beeinträchtigungen im weiteren Verlauf bei.
Sollte ein solches minimal-invasives Vorgehen nicht zu gewährleisten sein oder ist die Situation vor der Operation nicht eindeutig zu klären, wird das offene Operationsverfahren mit einem Leibschnitt durchgeführt.
Zur Durchführung der Operation wird analog des Vorgehens bei gutartigen Erkrankungen oberhalb des Nabels eine Arbeitshülse platziert. In Abhängigkeit des zu entfernenden Enddarmabschnittes werden weitere Arbeitshülsen platziert. Der Dickdarm wird nun freipräpariert und mit automatischen Klammernahtgeräten reseziert. Über einen Bergeschnitt, welcher in den meisten Fällen im linken Unterbauch angelegt wird, kann der betroffene Enddarmabschnitt entfernt werden.
Nach der Operation
Unmittelbar postoperativ können unsere Patient:innen flüssige Kost zu sich nehmen. Der Kostaufbau wird rasch durchgeführt und nach ca. 5 – 8 Tagen können Sie aus der stationärer Behandlung entlassen werden.
Nach der Operation werden weitere ergänzende Behandlungsschritte, wie z.B. eine Chemotherapie, in Abhängigkeit vom Ergebnis des feingeweblichen Befundes in unserer Tumorkonferenz besprochen.