Diabetes in der Schwangerschaft
Die Betreuung diabetischer Schwangerer gehört zu den Schwerpunktaufgaben des Perinatalzentrums Dortmund. In enger Zusammenarbeit mit den Medizinischen Kliniken Mitte und Nord erfolgt die Einstellung und Führung der Stoffwechsellage während des gesamten Schwangerschaftsverlaufs.
Jugendlicher, insulinpflichtiger Diabetes mellitus
Beim jugendlichen Diabetes mellitus besteht schon in der Kindheit oder als Jugendlicher eine Erschöpfung der körpereigenen Insulinproduktion. In dieser Situation ist die tägliche Zufuhr von Insulin in Spritzenform erforderlich. Diese Patienten sind in der Regel durch einen Internisten, heute oft durch einen spezialisierten Diabetologen, gut in ihrem Zuckerstoffwechsel eingestellt.
In der Schwangerschaft steigt der Insulinbedarf stark an und die Stoffwechseleinstellung muss besonders sorgfältig erfolgen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an den betreuenden Internisten und an den Frauenarzt. Durch eine konsequente Stoffwechseleinstellung haben insulinpflichtige Frauen während der Schwangerschaft ein kaum noch erhöhtes Risiko für sich selbst und ihr Kind. Das setzt aber eine intensive Überwachung über den gesamten Schwangerschaftsverlauf voraus.
In der Schwangerschaft schwanken die Blutzuckerwerte oft erheblich. Es kann häufiger zu Infektionen, Erkrankungen des Mutterkuchens (Plazenta) und nachfolgend zu vorzeitigen Wehen und zur Frühgeburt kommen. Daher ist auch eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin erforderlich. Bei übermäßigem Zuckerangebot kommt es zu einer vermehrten Gewichtszunahme des Kindes (Makrosomie) und oft auch zu einer vermehrten Bildung von Fruchtwasser (Hydramnion). Damit können Probleme für die Geburt verbunden sein und manchmal wird zur Verhinderung von Geburtsproblemen ein vorbeugender Kaiserschnitt erforderlich.
Schwangerschaftsbedingter Diabetes mellitus (Gestationsdiabetes)
Bei jeder siebten bis zehnten Schwangeren besteht das Risiko, eine besondere Form der Zuckerstoffwechselstörung erst in der Schwangerschaft zu entwickeln. Dieser sogenannte Gestationsdiabetes tritt erstmals in der Schwangerschaft auf und nach der Schwangerschaft verschwinden die Probleme meistens von selbst.
An einem Gestationsdiabetes können alle Schwangeren erkranken. Besondere Risikofaktoren sind jedoch eine Übergewichtigkeit, Spätgebärende, ein Gestationsdiabetes in einer vorangegangenen Schwangerschaft und ein hohes Geburtsgewicht in einer vorhergehenden Schwangerschaft.
Der Gestationsdiabetes wird oft nicht frühzeitig erkannt, sondern erst, wenn Komplikationen wie übermäßiges Wachstum des Kindes, vermehrte Fruchtwasserbildung und Funktionsstörungen des Mutterkuchens eintreten. Im schlimmsten Fall kann es bei nicht erkannter und unzureichend behandelter Stoffwechselstörung zum Absterben des Kindes noch im Mutterleib kommen!
In Deutschland wird zwischen der 24. und der 28. SSW ein routinemäßiges Screening auf einen Gestationsdiabetes vorgenommen. Da der Screeningtest nicht alle Fälle eines Gestationsdiabetes detektieren kann, ist es insbesondere bei folgenden Risikofaktoren sinnvoll, einen Diabetologen miteinzubeziehen und einen Bestätigungstest durchzuführen:
Zuckernachweis im Urin (Glukosurie)
Erhöhter mütterlicher Blutdruck (Hypertonus)
Gestationsdiabetes in vorheriger Schwangerschaft
Übergewichtiges Kind in vorheriger Schwangerschaft (Makrosomie)
Kind mit Fehlbildung in der Vorgeschichte
Schwangere mit höherem Alter (> 35 Jahre)
Gehäufte Infektionen in der Schwangerschaft
Verdacht auf erhöhtes kindliches Gewicht im Schwangerschaftsverlauf (Ultraschall)
Verdacht auf vermehrtes Fruchtwasser (Hydramnion)
Verdacht auf Funktionsstörung des Mutterkuchens (Plazentainsuffizienz)
In diesen Fällen sollte ein sog. Glukosetoleranztest erfolgen. Hier wird nüchtern zunächst der Blutzuckerwert bestimmt und dann ein Saft mit einer definierten Menge Glukose getrunken. Nach 1 Stunde und nach 2 Stunden erfolgen weitere Blutentnahmen. Aus den ermittelten Werten kann abgelesen werden, ob eine Stoffwechselstörung vorliegt oder nicht.
Wird ein Gestationsdiabetes nachgewiesen, ist eine Ernährungsumstellung nach entsprechender Diätberatung notwendig. Wenn trotz Ernährungsumstellung weiter erhöhte Blutzuckerwerte nachgewiesen werden, ist eine Umstellung auf Insulin dringend geboten, um Schäden für Mutter und Kind zu vermeiden.
Überwachungsmaßnahmen
Sowohl beim insulinpflichtigen Diabetes mellitus als auch beim Gestationsdiabetes sind von frauenärztlicher Seite intensive Überwachungsmaßnahmen mittels Kardiotokographie (CTG), Ultraschall, Labor etc. notwendig.
In Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Frauenärztinnen und Frauenärzten bieten wir Ihnen eine Mitbetreuung im Rahmen unserer Sprechstunde für Risikoschwangere an.
Auch die Geburtsplanung sollte sowohl beim insulinpflichtigen Diabetes als auch beim Gestationsdiabetes rechtzeitig vor dem Einsetzen von Wehen oder vor einem Blasensprung erfolgen. Sinnvoll ist ein Gespräch, evtl. mit Untersuchung, etwa 3 bis 4 Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin.