Funktionsbereich Senkungsbeschwerden und Harninkontinenz - Blasendruckmessung
Die enge Nachbarschaft zwischen den inneren Geschlechtsorganen der Frau sowie Blase und Harnröhre machen verständlich, dass ein Zusammenhang zwischen Senkungen der inneren Geschlechtsorgane (Gebärmutter und Scheide) und Störungen der Blasenfunktion besteht. Die Diagnostik und Therapie von Blasenstörungen (unwillkürlicher Urinabgang, Entleerungsstörungen) haben daher eine ebenso lange gynäkologische Tradition wie die operative Korrektur senkungsbedingter Beschwerden.
In der Frauenklinik des Klinikums Dortmund besteht eine spezielle Sprechstunde, in der vor einer Behandlung eine sorgfältige Diagnostik von entsprechenden Beschwerden vorgenommen werden kann. Häufig ist dazu eine Messung der Druckverhältnisse in Blase und Harnröhre (urodynamische Untersuchung) notwendig. Dazu wird ein dünner steriler Katheter zur Druckmessung in die Blase eingeführt. Diese Maßnahme einschließlich einer sorgfältigen Befragung und gynäkologischen Untersuchung dauert ca. 45 Minuten.
Erst nach dieser gründlichen Diagnostik wird besprochen, welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen.
Bei ausschließlicher Senkung ohne Urinverlust kommen Operationen zur Rückverlagerung der vorgefallenen Organe in Betracht. Dabei kann die Gebärmutter oft erhalten werden, manchmal ist deren Entfernung aber notwendig, um eine lange anhaltende Stabilisierung zu erreichen. Je nach Situation erfolgt die Operation über einen Bauchschnitt oder von der Scheide aus.
Bei unwillkürlichem Urinabgang muss die genaue Ursache durch die Blasendruckmessung ermittelt werden:
In den Fällen, die durch das unwillkürliche Zusammenziehen der Blase verursacht sind, muss dann nur mit Medikamenten behandelt werden (Drang- oder Urge-Inkontinenz).
Ist die Ursache eines Wasserverlustes in einem schwachen Blasenverschluss lokalisiert, kann durch Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur manchmal eine Besserung oder Heilung ohne Operation bewerkstelligt werden. Bei höherem Schweregrad ist die Operation jedoch unumgänglich, wenn die Beschwerden geheilt werden sollen.
Besteht neben dem unwillkürlichen Abgang von Urin keine nennenswerte Senkung, kommen zwei typische Operationsverfahren zum Einsatz, die von uns beide häufig eingesetzt werden:
Die sogenannte Kolposuspension (z.B. Operation nach Burch) hebt über einen kleinen Bauchschnitt den Übergang von der Harnröhre zur Harnblase so an, dass bei Belastungen wie Husten, Springen, Sport o.ä. die Blase wieder dicht ist.
In einem relativ neuen Operationsverfahren wird von der Scheide aus ein Kunststoffband spannungsfrei unter die Harröhre gelegt und stabilisiert dadurch ebenfalls den Blasenverschluss. Bei diesem sog. Tension Free Vaginal Tape (TVT) erfolgt die Operation normalerweise in örtlicher oder regionaler Betäubung. Dieses Verfahren bietet wie die Kolposuspension Heilungsaussichten für Erstoperationen von ca. 90 %. Der Vorteil dieser Technik liegt in der relativ kurzen Dauer des notwendigen Krankenhausaufenthalts (ca. 3 Tage). Es gibt wegen der Neuheit dieser Technik aber noch keine Langzeiterfahrungen. Die Ergebnisse nach 4 Jahren sind ähnlich gut wie bei der Kolposuspension.