Neuroonkologie
Neuroonkologische Konferenz
Als unser*e Patient*in werden Sie nicht von Spezialisten zu Spezialisten geschickt, sondern erhalten von uns einen interdisziplinär abgestimmten Behandlungsplan – vom ersten Tag an. Wöchentlich sitzen dazu die Fachdisziplinen des Westfälischen Krebszentrums zusammen, um vor, während und nach Therapie die optimale Versorgung zu gewährleisten. Die Neuroonkologische Konferenz findet immer mittwochs um 15.30h statt. Nachdem Sie sich in unserer Ambulanz vorgestellt haben, stimmen wir in dieser Konferenz Ihre Behandlung unter Berücksichtigung der aktuellen Therapieempfehlungen und Leitlinien untereinander ab. Sie brauchen zu dieser Konferenz nicht noch einmal persönlich zu erscheinen. Für Sie hat dieses Vorgehen den großen Vorteil, dass alle beteiligten Fachdisziplinen über Ihren Therapieplan und alle wichtigen Informationen in Kenntnis gesetzt werden und das Neuroonkologische Zentrum des Westfälisches Krebszentrums für Sie fortan wie eine einzige Abteilung fungiert – ganz egal, in welcher Klinik oder Ambulanz Sie gerade vorstellig werden.
Neurochirurgische Behandlungen
Für die Operation eines Tumors des zentralen Nervensystems stehen für Sie am Klinikum Dortmund modernste Verfahren zur Verfügung, um Ihre Operation gleichermaßen schonend wie auch hoch effizient durchzuführen. Dabei gilt es - neben der Diagnosesicherung - den Tumor zu entfernen: so vollständig als möglich und gleichzeitig schonend an angrenzenden, funktionell bedeutsamen (sogenannte eloquente) Hirnarealen.
Alle neuroonkologischen Operationen in der Neurochirurgischen Klinik werden in mikrochirurgischer oder endoskopischer Technik durchgeführt.
- Neuronavigation: um Tumoren des ZNS schonend zu entfernen, verwenden wir ein modernes optisches Navigationssystem, das anhand von MRT- und/oder CT-Bilddatensätzen einen möglichst sicheren Weg für unsere Instrumente anzeigt. Diese Navigationsdaten können wir inzwischen sogar intraoperativ in Echtzeit aktualisieren, durch unser digitales Ultraschallgerät.
- Digitaler Ultraschall: Das in Dortmund verwendete Ultraschallgerät ist aktuell das einzige, das neben der intraoperativen Ultraschalldiagnostik die Erfassung von Bilddaten für die Navigation erlaubt. Der bk5000 liefert dabei eine einzigartige Auflösung, die in geübten Händen die intraoperative Kontrolle durch eine aufwendige Schnittbildgebung ersetzen kann.
- Intraoperatives Monitoring: Die frühzeitige Erkennung von wichtigen Nervenbahnen ist wichtig um das Risiko einer Schädigung während der Operation zu minimieren. Dafür stehen uns in Dortmund gleich mehrere Verfahren zur Verfügung:
Die Leitungsbahnen der Oberflächenempfindlichkeit werden kontinuierlich durch sensibel evozierte Potentiale untersucht, während die Nervenbahnen der Bewegung durch motorisch evozierte Potentiale auf ihre Unversehrtheit geprüft werden. Ein besonderes Verfahren ist das subkortikale Mapping, bei mittels einer Stimulationselektrode oder eines speziellen Operationssaugers Stromimpulse während der Tumorentfernung in der Tiefe des Gehirns abgegeben werden. So lässt sich die Entfernung zu den motorischen Bahnen ähnlich wie mit einem Echolot bestimmen, wodurch die Sicherheit für den Erhalt dieser wichtigen Funktion deutlich erhöht wird.
- Orbeye®: Als erstem nicht-universitären Krankhaus steht dem Klinikum Dortmund ein revolutionäres Gerät zur intraoperativen Darstellung von Strukturen des Gehirns, des Rückenmarks, von Nerven und Gefäße zur Verfügung. Das Orbeye® der Firma Olympus ist ein Exoskop, das alle Vorzüge eines hochwertigen Operationsmikroskops mit einem digitalen Hochleistungscomputer vereint. Über zwei optische Linsensysteme werden in 4K-Auflösung echte 3D Bilder geliefert, die auf überdimensionale Monitore im Operationssaal gestreamt werden. Neben einer bis zu 24-fachen Vergrößerung stehen aktuell alle gängigen Fluoreszenzverfahren der Neurochirurgie (5-ALA, ICG, Yello560) sowie neu das narrow-band-imaging (NBI) zur Verfügung.
- Fluoreszenzverfahren: Eine Herausforderung in der onkologischen Neurochirurgie ist die Sichtbarmachung von Tumorgewebe im Gehirn. Während die Echosignale von Tumoren im Ultraschall häufig eine Unterscheidung erlauben, sind die optischen Unterschiede oft nur marginal. Hier hilft die Markierung von Tumorzellen mit speziellen Farbstoffen, die dann über einen Lichtfilter diesen Farbstoff in einer definierten Wellenlänge sichtbar werden lässt. In Dortmund kommen diese Fluoreszenzverfahren routinemäßig zur Anwendung. Am häufigsten verwenden wir in der Neuroonkologie die 5-Amino-Lävulin-Säure, die im Blaulicht der Wellenlänge 400nm ein typisches Signal sendet und von vielen Tumorzellen, jedoch nicht von gesunden Zellen des Gehirns aufgenommen wird.
Onkologische Behandlung
Für eine auf Sie zugeschnittene Therapie ist es erforderlich, den Tumor genau zu klassifizieren. In der neuen WHO Klassifikation der ZNS Tumoren (DN Louis, 2016) werden die Einteilungen der Hirntumoren neben der bisher üblichen lichtmikroskopischen Gewebeuntersuchungen aufgrund von Oberflächeneiweißen vorgenommen, die charakteristisch für die einzelnen Tumorarten sind und die Behandlung maßgeblich mit bestimmen.
Beispielhaft sind dies die Isocitratdehydrogenase (IDH1/2) Mutation, die Veränderung der Chromosomen (1p19q Co-Deletion), ATRX und TP53 Mutationen, und die Hypermethylierung der O6-Methylguanin-DNS-Methyltransferase.
Die Therapie fußt in aller Regel auf:
- Operation
- Strahlentherapie
- Chemotherapie (beispielsweise Temozolamid oder CCNU)
Die gesamte Behandlung bieten wir im Klinikum Dortmund über das Westfälisches Krebszentrum an, wovon unser Neuroonkologische Zentrum ein Teil ist.
Optune®
Für Patienten mit einem sehr aggressiven hirneigenem Tumor, dem Glioblastom, bieten wir zusätzlich eine neue Therapieform an: hochfrequent wechselnde Magnetfelder, die über Klebeelektroden von außen auf den Tumor einwirken und die Zellteilung der Tumorzellen stören sollen. Diese Optune®-Therapie wurde unlängst vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) für die Behandlung des Glioblastoms zugelassen. Die Neurochirurgische Klinik ist zertifiziertes Zentrum für die Optune® Therapie. Gerne beraten wir Sie über die Behandlung.