So waren zur mediTALK-Veranstaltung zum Thema am 13. März im Klinikzentrum Mitte eine Menge Interessierte erschienen, und das trotz Champions-League-Spiels am selben Abend. Die Zuhörenden erfuhren zunächst einige erstaunliche historische Fakten über Herzoperation sowie einige allgemeine Infos, die Prof. Albert augenzwinkernd vortrug. So korrigierte er beispielsweise die von Maite Kelly besungene Annahmen, einen Riss im Herzen könne man nicht flicken. „Kann man eben doch, wenn man Herzchirurg ist.“
Mit Entwicklung der Herz-Lungen-Maschine Ende der 50er Jahre begann die große Geschichte der Herzchirurgie. Seitdem wurde das Herz in den allermeisten Fällen bei der klassischen Bypass-Operation aus der Blutversorgung ausgeschlossen. In Dortmund läuft es anders. Das Team von Prof. Albert operiert den Großteil der Patientinnen und Patienten minimalinvasiv und ohne Herz-Lungen-Maschine. „Eine Brustkorböffnung ist bei uns die Ausnahme.“
Zunächst erklärt der Klinikchef sehr anschaulich den Unterschied zwischen Stent und Bypass. Für beides liefert Plaques den Grund. Sie kann das Gefäß einengen und zu einem Herzinfarkt führen, wenn sie sich löst. In der Regel behandele man erst einmal die verengenden Plaques. Dazu wird die Engstelle mit einem Stent aufgedehnt, damit das Blut wieder fließen kann. Bei einer Bypass-Operation wird das gesamte Areal überbrück. „Das muss man sich vorstellen, wie eine Umleitung bei einem Unfall mit Straßensperrung, welche auf einer ganz neuen Straße am Unfall vorbeiführt. Beim Stent kommt ein Schwertransporter und drückt die Unfallautos zur Seite, damit der Verkehr wieder fließen kann.“
Kurzfristig sei ein Stent angenehmer, aber da sich vor oder nach dem Stent neue Plaque bilden könne sei langfristig ein Bypass sicherer. Allerdings bringe die Operation einen längeren Krankenhausaufenthalt mit sich und einige Nebenwirkungen, allen voran den gefürchteten Schlaganfall. Der kann entstehen, wenn sich ein Plaque-Teilchen löst und in den Kopf wandert. „Dieses Risiko war für uns eine Motivation, die Bypass-Operation ganz neu zu überdenken. Sie so zu machen, dass das Schlaganfallrisiko gegen Null geht“, sagte Prof. Albert. „Das geht nur, wenn man auf die Herz-Lungen-Maschine verzichtet.“
Eine solche Operation am schlagenden Herzen erfordere viel Erfahrung und Gespür. „Man muss auf das Herz reagieren können. Am Ende soll es gar nicht merken, dass an ihm operiert wird.“ Mit sorgfältiger Handarbeit und haarfeinen Fäden wird das kranke Areal komplett überbrückt für eine lebenslange Haltbarkeit. Beim mediTALK zeigte Prof. Albert einige Beispiele für gelungene Eingriffe nach dieser Methode bei jungen Sportlern, betagten Patienten und solchen, die kaum noch Hoffnung hatten. Einer davon, ein ehemaliger Vespa-Rennfahrer, war eigens zur Veranstaltung gekommen, um dem Herzchirurgen zu danken. „Ich habe mit 79 nicht gedacht, dass ich 80 Jahre alt werde“, sagte er in einer Dankesrede. Vor drei Jahren habe Prof. Albert ihn beraten und operiert und ihm damit neues Leben geschenkt. Als Dank übergab er dem gerührten Klinikchef einen Preis, den er vor über 60 Jahren bei einem Rennen gewonnen hat.