Die Zahlen der ersten Wochen der Epidemie zeigen bislang, dass in Deutschland vergleichsweise wenige erkrankte Kinder und Jugendliche gemeldet worden sind. Mögliche Ursachen könnten sein, dass weniger Kinder infiziert sind oder dass sie häufiger keine Symptome zeigen und daher nicht getestet worden sind. Denn eine Corona-Infektion könne bei mildem Verlauf in der Regel gut zu Hause auskuriert werden; auch Abstriche seien da nicht nötig. „So ein Abstrich hat keine Konsequenzen auf die Therapie, nämlich ausruhen und Symptome wie Fieber behandeln.“ Woran diese geringe Infektionsrate bei Kindern liegt, wird man erst im Rückblick beurteilen können, wenn in Studien Antikörperuntersuchungen durchgeführt werden.
Impfungen
Bezüglich der Regelimpfungen bei Babies empfiehlt Prof. Schneider keine Unterbrechung. „Nur weil jetzt Corona da ist, machen ja die anderen Erreger keine Pause. Die Impfungen und wichtigen Vorsorgeuntersuchungen, gerade in den ersten beiden Lebensjahren, werden in Dortmund von den Kinderärzten auch weiter angeboten“, so der Mediziner.
Schwangerschaft und Geburt
Corona in der Schwangerschaft führt nicht zu Fehlbildungen des Kindes. „Die Infektion geht nicht über die Blutbahn, sondern spielt sich in den Atemwegen ab. Das bedeutet, dass das Kind über den Mutterkuchen geschützt ist“, erklärt Prof. Schneider. In verschiedenen neuen Studien konnte gezeigt werden, dass das Virus nicht vor der Geburt auf das Neugeborene übertragen wird. Mit der Geburt ist dieser Schutz dann aber vorbei. Die Frage ist daher, wie bei einer Infektion der Eltern vorgegangen werden soll. Hier sind die Empfehlungen noch nicht eindeutig. Wer infiziert ist und stillt, kann natürlich versuchen, dass das Stillen unter reinlichsten Bedingungen erfolgt. Das Virus scheint nicht in die Muttermilch überzutreten. „Wenn das Kind aber zu Hause bei frisch infizierten Eltern lebt, wird eine Abschottung schwer und ist eigentlich unmöglich“, sagt Prof. Schneider. Bisherige Daten zeigen aber, dass auch Säuglinge diese Infektion gut überstehen, allerdings sind dann schon schwere Verläufe häufiger als bei älteren Kindern.
Schwere Vorerkrankungen
Bei Kindern mit Vorerkrankungen (z.B. Leukämie, Tumor) sind die Daten allerdings noch recht unsicher. Auf alle Fälle sollten sie dringend geschützt werden – gemeinsam mit der ganzen Familie. „Man darf diese schwer vorerkrankten Kinder nie isoliert betrachten. Kinder leben in ihrer Familie - und deshalb müssen wir den Schutzring um die Familie legen. Das bedeutet: null physischer Kontakt, aber gerne soziale Kontakte, aber nur über die Medien“, so Prof. Schneider. Konkret gehe es bei diesen Familien deshalb darum, dass sie nun viel vorab organisieren müssen: Wer kann uns unterstützen, wer kauft für uns ein usw.
Asthma
Die Daten sind noch widersprüchlich, aber Prof. Schneider sieht ganz oft, dass Kinder, die ein gut kontrolliertes Asthma haben, generell gut durch Virus-Infektionen kommen. „Das dürfte bei Corona nicht anders sein. Also, bitte keine notwendige Therapie aussetzen“, empfiehlt der Experte. Und: Kinder dürfen auch weiterhin an die frische Luft, aber immer mit den gleichen Menschen – also mit der Familie. „Wir sollten eine Durchmischung vermeiden, so wie es jetzt auch die Politik beschlossen hat.“
Prof. Schneider weist jedoch bei alledem auch darauf hin, dass die Medizin gerade am Anfang der Erkenntnis in Sachen Covid-19 steht und der Wissensstand sich Tag für Tag ändern kann. Wir müssen daher ständig lesen, lernen und unsere Empfehlungen immer wieder überprüfen.