Mit lebensbedrohlichem Bluthochdruck in die Ambulanz eingeliefert
Drei Monate lang erträgt der heute 63-Jährige den Zustand, sein Körper verliert in kurzer Zeit acht Kilogramm. Nachts sind die Schweißausbrüche besonders schlimm, sein Pyjama ist jeden Morgen durchnässt. Der Patient kann dem Durstgefühl kaum mehr nachkommen und leidet unter starkem Harndrang. Dann sucht T. K. einen Hausarzt auf. Der kann nichts erkennen und überweist ihn an drei Fachärzte: einen Kardiologen, einen Lungenarzt und einen Urologen. Seine Arbeit will der Maschinenprogrammierer derweil nicht vernachlässigen – „obwohl ich die 40 km Autofahrt bis zur Arbeit nicht mehr ohne eine Trink- und Toiletten-Pause durchgehalten habe“, sagt T. K.
Unstillbarer Durst, anhaltende Schweißausbrüche
Noch bevor er die Fachärzte um Rat fragen kann, verschlechtert sich sein Zustand rapide: In den Ostertagen sieht er plötzlich schwarze Flecken. „Wie Mückenschwärme im Blick“, so beschreibt T. K. das Leiden. Auch wenn er sich nicht mehr konzentrieren kann, geht er nach den Feiertagen wieder ganz normal arbeiten. Seine Frau vereinbart einen Augenarzttermin für ihn und beschreibt die Beschwerden. Der Augenarzt reagiert alarmiert, T. K. soll sofort kommen. In der Praxis in Soest erkennt der Arzt Einblutungen in den Augen, die durch Risse winziger Gefäße entstanden sind. Von außen sind die geplatzten Gefäße allerdings nicht erkennbar, sie spielen sich im Augen-Hintergrund ab. Wenn weitere Äderchen platzen, droht der Patient zu erblinden. Es folgt die direkte Einweisung ins Klinikum Dortmund, Standort Mitte.
Mit starkem Bluthochdruck in die Ambulanz
In der Ambulanz der Augenklinik wird der Befund zunächst bestätigt, anschließend wird der Blutdruck gemessen. Das Ergebnis schockiert: 230/160 mmHg. Der Patient wird sofort mit blutdrucksenkenden Mitteln behandelt – der „Mückenschwarm“ verschwindet binnen weniger Stunden, die Gefahr zu erblinden ist gebannt. Fieberhaft suchen die Notfall-Mediziner nach der Ursache der Beschwerden, interdisziplinäre Zusammenarbeit ist gefragt. Zunächst vermuten sie Störungen am Herzen, kardiologische Tests geben Entwarnung. Ein Endokrinologe wird hinzugezogen: Mehrere Stunden darf der Patient nichts trinken, die Ergebnisse zeigen eine Funktionsstörung der Hirnanhangsdrüse. Diese produziert nicht ausreichend Hormone, die den Wasserhaushalt im Körper kontrollieren. „Normalerweise hängt unser Trinkverhalten mit der Urinproduktion zusammen. Bei dem Patienten hielt der Harndrang unabhängig vom Trinkverhalten an und löste zusätzlich ein Durstgefühl aus“, so Dr. Özcan.
Eine Ultraschall-Untersuchung bringt Klarheit: Die rechte Nierenarterie ist verstopft, die Engstelle der Niere mindert ihre Produktivität. „Im gesunden Körper erbringen beide Nieren 50 Prozent der erforderlichen Leistung, bei Herrn K. war die Nierenfunktion der rechten Niere auf 27 Prozent verringert, so dass die linke Niere den Ausfall mit 73 Prozent kompensieren muss. Die Niere hat bereits Schaden genommen, deshalb wird über die medikamentöse Behandlung hinaus ein kleines Metallgitter, das die Gefäße offenhält, in die Nierenarterie eingesetzt – ein sogenannter Stent. Prompt bessert sich der Bluthochdruck, die medikamentöse Behandlung wird reduziert. Drei Wochen bleibt der Patient in stationärer Behandlung. Weil nicht ausreichend Hormone in der Hirnanhangsdrüse produziert werden, muss der Patient diese ein Jahr lang einnehmen.
Nierenarterie war verstopft
Inzwischen ist die Hirnanhangsdrüse des Patienten wieder im Normalzustand und sichert die Hormonproduktion, auch die Nierenfunktion ist deutlich besser geworden – vor allen Dingen ist der Blutdruck wieder im Normalzustand. Die Ursache für alle Beschwerden war die Verstopfung in der Nierenarterie. Nachdem sie beseitigt wurde, hat sich alles reguliert. T. K., der mit seiner Frau in Hamm wohnt, ist inzwischen Rentner und hat alle Hände voll zu tun, sich um seine Enkelkinder zu kümmern – im Januar ist er zum zweiten Mal Opa geworden. Alle zwei Wochen kontrolliert er noch seinen Blutdruck. Dass Schweiß und Sehstörungen auf Schäden an der Niere hinweisen können, hat ihn überrascht.
* Name der Redaktion bekannt