Eine Prostata-Biopsie, also die Entnahme von Gewebe direkt aus dem Organ, ist für die letztliche Diagnose von Prostatakrebs unverzichtbar. Bislang haben Urologen in diesen Fällen zehn bis zwölf Proben nach einem standardisierten Muster entnommen und sich dabei mit dem Stanzgerät stets im Körper des Patienten per Ultraschall von außen orientiert. In Einzelfällen konnte dies aber dazu führen, dass ein Tumor so lag, dass die Gewebeentnahmen um ihn herum oder eben an ihm vorbei erfolgten. Die Pathologen meldeten dann nach der Analyse: „ohne Befund“ – aber auch nur, weil der Tumor eben nicht getroffen wurde.
Bei der neuen digitalen Fusionsbiopsie wird vorab eine MRT-Aufnahme der Prostata angefertigt, mit deren Hilfe verdächtige Bereiche in der Vorsteherdrüse besser identifiziert werden können. „Die digitalen Datensätze des MRT werden dann während der Probenentnahme in Echtzeit mit dem Ultraschallbild fusioniert. Während der Probenentnahme navigieren wir uns dann per MRT-Aufnahme und Ultraschall an genau jene Stellen, die laut MRT auffällig sind“, sagt Prof. Truß. Die Trefferquote für aggressive Tumoren ist auf diese Weise um zirka 50 Prozent höher als bei der bisherigen Methode.
Doch nicht nur gezieltere Proben sind so möglich. Auch zeigten Studien, dass etwa 30 Prozent der Männer dank des vorab erstellten MRT bereits einen derart unauffälligen Befund hatten, dass eine Biopsie gar nicht nötig war. Hochrechnungen gehen davon aus, dass so europaweit rund 300.000 Biopsien pro Jahr vermieden werden können. Zudem können 100.000 potentiell lebensbedrohliche Prostatakarzinome mehr entdeckt werden. Auch die Zahl der entdeckten ungefährlichen Tumoren, die für die Männer keine Gefahr darstellen, aber psychisch belastend sind, ließe sich um die Hälfte reduzieren.