Ein Schock-Moment für alle Eltern: Das eigene Kind liegt regungslos da, die Atmung ist nicht mehr wahrnehmbar. Auch sonst lassen sich keine Reaktionen feststellen. Jetzt zählt jeder Handgriff, doch was tun? Sabine Hohmann, die bis vor wenigen Jahren im Klinikum als Kinderkrankenschwester gearbeitet hat und nun in ihrer Rentenzeit in Kursen ihr Wissen an werdende Eltern weitergibt, rät zur Ruhe: „Kinder können bis zu 15 Sekunden ohne einen Atemzug auskommen, und zwar ohne dass dies besorgniserregend ist.“ Wenn allerdings tatsächlich ein Notfall vorliegt, sollten Eltern rasch handeln und dran denken: „Bei Kindern ist alles ein bisschen anders.“
Binnen weniger Stunden kann sich der Gesundheitszustand eines Neugeborenen (so heißt es bis zur 4. Lebenswoche) oder Säuglings (so wird es bis zum Ende des 1. Lebensjahres genannt) radikal verändern. Eben noch quietschfidel, dann plötzlich auffallend ruhig und abgeschlagen bzw. nervös und berührungsempfindlich. „An drei Indikatoren lassen sich krankhafte Veränderungen bei einem Kind ablesen: Haut, Puls und Atmung“, sagt Sabine Hohmann.
- Haut: Wenn die Haut z.B. gräulich wird, kann dies ein Hinweis auf eine Infektion sein, blau hingegen deutet auf fehlenden Sauerstoff hin.
- Puls: Der Puls schlägt bei einem Neugeborenen gut 100 - 120 Mal pro Minute, bei einem Säugling sind es gut 80 Schläge/Minute. Schlägt der Puls schneller, kann dies ein Warnsignal sein.
- Atmung: Bei der Atmung gilt der Grundsatz: 40 bis 60 Atemzüge pro Minute sind bei einem Neugeborenen völlig normal, bei einem Säugling sind es 30 bis 40 Atemzüge (zum Vergleich: Erwachsene kommen mit 15 bis 20 Atemzügen pro Minute aus). Wenn es zu mehr oder weniger Atemzügen kommt, sollte dies die Eltern aufhorchen lassen.
Je mehr dieser Punkte zutreffen und von der Norm abweichen, desto dringlicher sollte das Kind von einem Kinderarzt bzw. Notarzt untersucht werden. Wenn Bewusstlosigkeit eingetoffen ist, sollten die Eltern erst einmal sicherstellen, dass der Kreislauf des Kindes wirklich stillsteht. Dazu empfiehlt Expertin Sabine Hohmann, die Vitalzeichen des Kindes zu prüfen. „Sprechen Sie das Kind lauter an, aber auf keinen Fall schütteln! Schließlich soll das Kind kein Schütteltrauma erleiden.“ Auch möglich: mehrmals kräftig in das Füßchen zwicken. Die Fußunterseite ist sehr sensibel und regt zu einer Reaktion an. Auch Hand oder Ohrläppchen bieten sich für das Zwicken alternativ an.
Nase freihalten, auf ätherische Öle verzichten
Eltern sollten dabei auch bedenken, dass Neugeborene und Säuglinge anfangs nur durch die Nase atmen. Erst nach gut einem Jahr wird die Atmung auch durch den Mund ergänzt. Entsprechend empfiehlt die Expertin, die Nase freizuhalten und innerhalb des ersten Jahres auf ätherische Öle in der Wohnung zu verzichten. Diese können bei Säuglingen zum plötzlichen Atemstillstand führen.
Generell will Hohmann Eltern für das Thema „Unfall-Verhütung“ sensibilisieren. „Lassen Sie das Kind nie unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch liegen. Die Gefahr, dass das Kind dort runterfällt, ist enorm.“ Auch Magen-Darm-Infekte sind im Gegensatz zu Erwachsenen bei Kindern gefährlicher. „Kinder haben einen eingeschränkten Ausgleich von Flüssigkeits- und Blutverlust. Wenn Säuglinge also Durchfall haben oder Erbrechen, müssen sie dringend trinken“, sagt Hohmann.
Müssen Neugeborene oder Säuglinge wiederbelebt werden, empfiehlt Sabine Hohmann folgende Reihenfolge:
- Kind samt Köpfchen auf eine harte Unterlage legen, Köpfchen leicht überstrecken, damit die Luftröhre nicht im Halsbereich abgequetscht wird.
- Erst einmal fünfmal das Kind beatmen - dazu Mund des Erwachsenen über Mund und Nase des Kindes. Atem nicht unnötig in die Lungen des Säuglings hineinpressen, sondern locker hineinatmen.
- Das Kind auf die Weise eine Minute lang reanimieren, dann die 112 anrufen und über den Vorfall informieren.
- Zurück zum Kind und weiter beatmen. Hierbei empfiehlt sich eine Taktung von 30 Mal Herzmassage und dann 2 mal Beatmung.
- Herzmassage und Beatmung ständig wiederholen, bis Notarzt eintrifft.
Der ideale Druckpunkt für die Herzmassage liegt zwei Fingerbreit unter der Linie, die sich ergibt, wenn man die Brustwarzen des Säuglings miteinander verbinden würde. „Die Drucktiefe liegt idealerweise bei einem Drittel der Brustkorbtiefe“, sagt Sabine Hohmann und ergänzt, dass Eltern keine Scheu davor haben sollten, ihr Kind zu reanimieren. „Die Überlebenschancen für Kinder, die von ihren Eltern reanimiert wurden, sind immer größer.“
Sabine Hohmann gibt im Klinikum Dortmund zahlreiche Kurse im Rahmen der „Elternschule“. Das Programm ist <link>hier abrufbar.
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