Die neue Methode kommt zum Einsatz, wenn die Prostata besonders groß ist und eine klassische „Transurethrale Resektion der Prostata (TURP)“, die bislang der „Goldstandard“ in der Therapie einer gutartigen Prostatavergrößerung ist, nicht mehr ausreicht. Bei der TURP wird nämlich auch über die Harnröhre gearbeitet, jedoch gerät diese Form der Behandlung ab einer gewissen Prostatagröße an ihre Grenzen. Bislang war es dann nötig, dass die Urologen über einen kleinen Bauchschnitt von außen an die Prostata gelangen.
Während eine normale Prostata bei einem gesunden Menschen ungefähr so groß wie eine Kastanie ist und ca. 25 Gramm wiegt, kann sie bei einer gutartigen Vergrößerung schnell 40-80 Gramm und mehr wiegen. In diesem Fall kann eine Adenom-Enukleation sinnvoll sein.
Die neue Operationstechnik verbindet alte und neue Vorteile
Es handelt sich um ein Operationsverfahren, bei dem das gutartige Prostatagewebe durch die Harnröhre am Stück ausgeschält, in die Harnblase abgeworfen und dort durch ein spezielles Verfahren abgesaugt wird. Möglich wird die Therapie aufgrund von neuartigen Gerätschaften, die das Klinikum angeschafft hat. „Während wir bei einer TURP an unseren OP-Instrumenten mit Schlingen und Hochfrequenzstrom arbeiten, setzen wir bei der bipolaren Prostata-Adenom-Enukleation auf eine Art pilzförmiges Instrument, mit dem wir die Prostata regelrecht entkernen können“, so Dr. Kress. Diese neuartige Operationstechnik verbindet die Vorteile der offenen Operationstechnik mit der anatomiegerechten Ausschälung des Adenoms mit der bereits etablierten Technik der Resektion des Adenoms durch die Harnröhre. Das Ergebnis ist eine komplette Entfernung des gutartigen Prostatagewebes mit der Wiederherstellung eines exzellenten Harnstrahls.
Das neue Verfahren wird in den Leitlinien der Europäische Gesellschaft für Urologie empfohlen
Der Eingriff wird von der Krankenkasse bezahlt und empfiehlt sich vor allem bei jenen Patienten, bei denen die vergrößerte Prostata die Harnröhre und damit den Harnabfluss krankhaft behindert. „Wenn der Harn nicht mehr vollständig aus der Blase läuft, kann man zwar zunächst auch noch auf Medikamente setzen“, erklärt Dr. Kress. Letztlich aber sollten die Patienten rechtzeitig eine OP in Betracht ziehen, da es ansonsten zu einer extremen Verdickung des Blasenmuskels und letztlich zu einer dauerhaften Funktionseinschränkung der Blase kommen kann.