Immer wieder blieb ihr der Atem weg. Schon wenige Schritte brachten Ruth Dittrich aus der Puste, an einen ausgiebigen Spaziergang mit ihrem Mann war nicht zu denken. Dabei war die rüstige 84-Jährige, die jedes Jahr einmal mit der ganzen Familie zum Urlaub in die Türkei fliegt, immer sehr mobil. Und wollte das auch bleiben. Im letzten jener Türkei-Urlaube sagte ein Arzt, der sie abhörte: „Lassen Sie zu Hause ihre Aortenklappe kontrollieren.“ Aortenklappe? Ruth Dittrich ging ins Herzzentrum HerzDo des Klinikums Dortmund. Und richtig: Die alte Herzklappe war verkalkt, öffnete sich nur wenig. Eine neue wurde letztlich per Katheter durch die Leiste implantiert – die insgesamt 500. Klappe im Klinikum Dortmund, die aber auch noch aus einem anderen Grund außergewöhnlich ist, wie Dr. Franz Saul, Oberarzt der Kardiologie am Herzzentrum HerzDo, erklärt, der in enger Zusammenarbeit mit der Herzchirurgie, Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Ralf Krakor, diese Klappen im Klinikum Dortmund einsetzt.
„Das Besondere dieser neuen 3. Klappengeneration gegenüber den älteren Modellen ist das Schürzchen, das um das Metallgitter der Klappe herum angebracht ist“. Die Schürzen-Vorrichtung macht die Klappe noch dichter und damit zuverlässiger. Außerdem können die Operateure nun noch dünnere und besser steuerbare Katheter nehmen, um die neue Klappe im richtigen Winkel innerhalb des Herzens einzusetzen. „Damit kommen wir auch durch Gefäße, die für das Verfahren bisher zu eng waren“.
Die Klappe wird mit einem winzigen Schnitt über die Leiste oder direkt über die Herzspitze in den Körper des Patienten eingebracht. Möglich ist dies, weil sie zu diesem Zeitpunkt noch zusammengefaltet ist. Die Klappe kann also problemlos per Katheter durch die engen Gefäße bis in das Herz geschoben werden. Dort erst spannen die Mediziner die neue Aortenklappe auf – und zwar genau an der Stelle, wo die defekte Klappe liegt. Die „alte“ Herzklappe wird also nicht entfernt, sondern dient der Klappenprothese als Haltestütze. „Danach sitzt die Klappe der neuen Generation absolut dicht und beginnt sofort ihren Dienst“, so Dr. Saul.
Etwa jeder dritte Mensch über achtzig Jahre hat eine Veränderung der Klappe zwischen linker Herzkammer und Hauptschlagader. Zwar muss nicht jede dieser Veränderungen therapiert werden, doch von den behandlungsbedürftigen Fällen kann aufgrund des hohen Risikos jeder fünfte nicht auf klassischem Wege, das heißt per Eingriff am offenen Herzen mit Herz-Lungen-Maschine, operiert werden. Oft sind es Begleiterkrankungen wie Nieren- oder Leberschwäche und frühere Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, die gegen eine Operation am offenen Herzen sprechen. „Für diese Patienten gab es bis vor wenigen Jahren keine Therapie ihrer Beschwerden. Doch mit der Klappen-Implantation per Katheter können wir hier in den meisten Fällen sehr erfolgreich helfen“, sagt Dr. Saul.
Wie sehr eine Behandlung nötig war, zeigte sich auch bei Frau Dittrich bereits an einem Wert: Vor dem Eingriff war aufgrund der Klappenveränderung der Blutdruck in der linken Herzkammer auf 230 mmHg angestiegen; normal ist ein Wert von 130 bis 140 mmHg. Dr. Saul: „Dass bei dieser Überlastung das Herz dann auf Dauer schlapp macht, kann man sich gut vorstellen“. Anfangs verdickt sich der Herzmuskel, um bei diesem hohen Druck noch arbeiten zu können. Irgendwann aber lässt die Kraft des Herzmuskels dann nach, weil die Schädigung nicht aufzuhalten ist. In einem Hybrid-OP, einer Kombination aus Katheterlabor und sterilem OP, wird der kathetergestützte Aortenklappen-Eingriff dann vorgenommen. „Man kann sagen, dass die Operation wie eine Art Ventilwechsel bei laufendem Motor funktioniert“, erklärt Dr. Saul.
Ist die Klappe letztlich ausgetauscht, kann das Blut wieder frei fließen und das Herz erholt sich zusehends; wie bei Fr. Dittrich. Sie lebt nach einer dreiwöchigen Reha inzwischen beschwerdefrei und ist gut belastbar.
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