Infektionen durch „Speichelsteine“: Neue Therapie für Patienten

Ein angeschwollenes Gesicht und Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme: Grund dafür können sogenannte Speichelsteine sein, winzige Steinchen, die die Speicheldrüsen verstopfen und unbehandelt zu großen Problemen führen. „Leider gehen viele Patienten nicht zum Arzt und riskieren so Infektionen und starke Schwellungen der Drüsen, bis sie um einen operativen Eingriff nicht mehr herumkommen“, sagt Prof. Dr. Claus Wittekindt, Direktor der HNO-Klinik im Klinikum Dortmund und Experte für Speicheldrüsenerkrankungen. Damit besonders hartnäckige Fälle deutlich schonender behandelt werden können, bieten Prof. Wittekindt und sein Expertenteam nun eine besonders sanfte Entfernung mittels Miniatur-Endoskop (Sialendoskopie) an – in Dortmund und näherer Umgebung einzigartig.

Erst wenn die konservativen Methoden nicht greifen oder die Speichelsteine bereits zu stark ausgebildet sind, wird die operative Maßnahme in Betracht gezogen. „Dank unseres neuen Mini-Endoskops ist das aber kein großer Eingriff mehr“, so Prof. Wittekindt, der bereits seit vielen Jahren Kurse zu Eingriffen mit dem sogenannten Sialendoskop abhält. „Ohne endoskopische Möglichkeit bleibt oftmals nur die Alternative einer offenen Operation, bei der die gesamte Drüse entfernt wird. Das bedeutet für Patienten natürlich auch eine sichtbare Narbe. Bei uns im Klinikum wird stattdessen ein Endoskop von gerade mal einem Millimeter Durchmesser in die Drüse eingeführt – ganz ohne Messerschnitt.“ Mit einer winzigen Zange oder Spülung können Stein dann häufig problemlos entfernt werden. Die Behandlung erfolge meist ambulant mit örtlicher Betäubung – häufig sei nicht einmal eine Spritze notwendig.

Wer zu lange wartet riskiert fiebrige Infektionen

Nicht jeder Speichelstein muss gleich operativ entfernt werden. Doch leider begünstigen Betroffene durch Vermeidungstechniken oftmals ein Fortschreiten der Krankheit, bis es zu spät ist. Immerhin: Die harten Ablagerungen können je nach Fall zwei bis drei Zentimeter groß werden. „Da Essen bei verstopften Drüsen Schmerzen bereitet, unterlassen es viele Patienten, etwas zu sich zu nehmen“, so Prof. Wittekindt. „Dadurch verdickt sich der Speichel allerdings, staut sich in der Drüse und begünstigt so bakterielle Infektionen.“ Um dem vorzubeugen, solle zunächst die Speichelproduktion angeregt werden – zum Beispiel durch Kaugummis oder saure Bonbons. Auch das Massieren des Kiefers mehrmals pro Tag könne schnelle Abhilfe verschaffen und den Speichel an den Steinen vorbeispülen. Antibiotika-Gabe sei ebenfalls eine gute Möglichkeit bei Entzündungen.

Am häufigsten Betroffen: Erwachsene zwischen 30 und 50 Jahren

„Das Interessante an Speichelsteinen: Es ist nicht klar, woher sie stammen“, so Prof. Wittekindt, der bereits mehrere wissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema veröffentlicht hat. „Es bringt also nichts, vorbeugend die Ernährung umzustellen.“ Dies sei ein wichtiger Unterschied zu Nieren- oder Gallensteinen. Laut Schätzungen erkranken jährlich über 20.000 Menschen deutschlandweit an den kleinen Ablagerungen. Am häufigsten sind Erwachsene ab 30 Jahren betroffen; Männer stärker als Frauen. „Kinder erkranken hingegen sehr selten daran“, so Prof. Wittekindt.

(von Lisa Müller)

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