Lässt sich Covid19 erschnüffeln? Ergebnisse stimmen zuversichtlich

Diese Ergebnisse lassen hoffen, auch wenn es weiterer Forschung bedarf: Mediziner des Klinikums Dortmund haben jetzt zusammen mit internationalen Wissenschaftlern im renommierten Fachmagazin EClinical Medicine, einer Online-Zeitschrift von „The Lancet“, beschrieben, wie die Früherkennung von Covid19 anhand von bloßer Atemluft möglich sein könnte. Kleiner Wehrmutstropfen: Die Methode ist derzeit noch nicht so sicher wie ein PCR-Test, mit dem bislang SarsCov2 nachgewiesen wird. „Die Treffgenauigkeit unserer Atemanalyse liegt im Vergleich zum PCR-Test aber immerhin schon jetzt bei ca. 80 Prozent“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Bernhard Schaaf, Direktor der Klinik für Infektiologie und Pneumologie im Lungenzentrum des Klinikums Dortmund.

Konkret hatten Mediziner des Klinikums Dortmund und Forscher aus Edinburgh (Großbritannien) bei Patienten Atemproben genommen und diese von einem Gerät auswerten lassen, das quasi wie eine „elektronische Schnüffelnase“ funktioniert: Eine Sensorik misst die Moleküle in der Ausatemluft und ermittelt daraus ein gewisses Profil, das typisch für den Atem von Covid-19-Patienten ist. Ganz konkret wird dabei aber nicht etwa die Viruslast in der Ausatemluft gemessen, sondern spezielle Entzündungs- und Stoffwechselmoleküle, also Reaktionen des Körpers, die das SarsCov2-Virus im menschlichen Organismus auslöst.

 

Das Klinikum arbeitete hierzu mit der G.A.S. Gesellschaft für analytische Sensorsysteme mbH im BioMedizinZentrumDortmund zusammen. Von dort kam jenes Gerät, das aufgrund einer feinen Sensorik eine Hundenase nachahmen kann. „Hunde haben eine sehr gute Nase und können z.B. eine Unterzuckerung bei einem Patienten riechen, ehe es der Betroffene selbst spürt. Auch bei Lungenkrebserkrankungen gibt es hierzu bereits positive Forschungsergebnisse“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Schaaf die Grundidee des Forschungsprojekts.

 

Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde Corona-Verdachtsfällen jetzt bei Erstaufnahme neben dem klassischen PCR-Abstrich aus dem Rachen auch eine Luftprobe (10 ml Luft per einfacher Spritze) aus Mund/Nase entnommen. Bei denjenigen, die im PCR-Test positiv waren, schauten die Wissenschaftler – vereinfacht gesagt - nach Gemeinsamkeiten in der Atemluft. Ziel ist es, mit dieser neuen Messmethode eine schnellere Testung zu ermöglichen – idealerweise sogar so schnell, dass ähnlich wie bei einem Alkoholtest das Ergebnis unmittelbar nach dem „Ins Röhrchen pusten“ vorliegt. „Die Untersuchung des bisher üblichen Rachenabstrichs per PCR dauert sicherlich auch nicht mehr so lange, braucht aber immer noch einige Stunden bis zum Ergebnis“, erklärt PD Dr. Schaaf.

 

Sowohl die Experten in Edinburgh als auch in Dortmund machen sich nun an weitere Forschung, um die Gasanalyse zu präzisieren und die Treffgenauigkeit zu erhöhen.

 

Im Klinikum Dortmund ist das Forschungsprojekt gelebte interdisziplinäre Arbeit: Neben PD Dr. Schaaf sind nämlich auch Prof. Dr. Michael Truß (Direktor der Klinik für Urologie), Prof. Dr. Richard Ellerkmann (Direktor der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin) sowie Prof. Dr. Oliver Müller (Direktor der Klinik für Neurochirurgie) beteiligt. Die bisherigen Forschungsergebnisse stoßen bereits international auf Beachtung. Neben der Publikation im weltweit renommierten „The Lancet“ haben nun auch amerikanische Krankenhäuser und Google Forschungsarbeiten mit den Dortmunder Geräten angekündigt.

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