MediTALK zum Thema Diabetes: Mehr als nur eine Frage des Gewichts

Dr. Markus Altmeier beim mediTALK zum Thema Diabetes.

Dr. Marcus Altmeier, Direktor der Klinik für Diabetologie am Klinikum Dortmund, referierte beim ersten mediTALK des Jahres im Januar.

Übergewicht, Bequemlichkeit, falsche Ernährung – häufig werden Diabetes-Patientinnen und -patienten auf diese vermeintlichen Ursachen reduziert. Zu Recht? Dieser Frage widmete sich Dr. Marcus Altmeier, Direktor der Klinik für Diabetologie am Klinikum Dortmund, beim ersten mediTALK des Jahres im Januar. Die kostenlose Vortragsreihe lockte erneut zahlreiche Interessierte ins Klinikum Dortmund.

In den Industrieländern steigt die Zahl der Diabetes-Erkrankungen rasant an, erklärte Dr. Altmeier. Zwar sind vor allem ältere Menschen betroffen, doch auch unter Kindern und Jugendlichen nimmt die Häufigkeit zu. Dabei bestätigte er den Zusammenhang zwischen Diabetes und Übergewicht, stellte jedoch klar: „66 Prozent der Diabetes-Erkrankten sind übergewichtig. Das bedeutet aber auch, dass ein Drittel der Betroffenen normalgewichtig ist.“ Von Vorwürfen wie „selbst schuld“ hält der Experte wenig.

Diabetes: Eine unterschätzte, komplexe Krankheit


Diabetes sei eine äußerst vielfältige Erkrankung, die meist lange unbemerkt bleibt und manchmal erst durch Folgeerkrankungen auffällt. Um die passende Therapie einleiten können, sei es entscheidend, den Diabetes-Typ zu diagnostizieren; und der sei unabhängig vom Alter: „Unser ältester Typ-1-Diabetiker war bei der Diagnosestellung 79 Jahre alt, der jüngste Typ-1-Fall gerade einmal 12“, so Dr. Altmeier.

Die Vererbungswahrscheinlichkeit spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle. Wenn ein Elternteil an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt ist, liegt das Risiko für die Kinder bei 30 bis 60 Prozent. Sind beide Eltern betroffen, steigt es auf 80 bis 90 Prozent. „Das sind bedeutende Zahlen – und sie haben nichts mit persönlichem Versagen zu tun“, betonte der Klinikdirektor.

Begrenzter Effekt von Diäten und Training

Auch der Effekt von Diäten und Sport sei häufig begrenzt, so Dr. Altmeier. „Der Körper verteidigt sein Gewicht sehr effektiv – Stichwort Jojo-Effekt.“ Eine umfangreiche Studie habe gezeigt, dass intensives sportliches Training nicht für alle positive Langzeiteffekte habe. Nach sieben Jahren war die Sterblichkeitsrate in dieser Untersuchung mit und ohne intensives Training nahezu identisch. „Lebensqualität ist entscheidend. Lassen Sie sich nicht durch unrealistische Diätziele unter Druck setzen“, riet er dem Publikum.

Moderne Therapien im Fokus

Abschließend präsentierte Dr. Altmeier moderne Therapien, darunter auch die Wochenspritze, häufig auch „Abnehmspritze“ genannt, die ursprünglich aus der Diabetes-Forschung stammt. Mit den modernen Medikamenten kann das Risiko für Folgeerkrankungen bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 deutlich reduziert werden - unabhängig vom Blutzucker. Bei der großen Anzahl an Menschen mit Diabetes hat dies auch gesamtgesellschaftlich positive Auswirkungen. „Dadurch wird sich einiges ändern“, erklärte Dr. Altmeier, wies jedoch auch auf eine Einschränkung hin: Diese Medikamente wirken nur, solange sie regelmäßig verabreicht werden.

Diese spannenden Einblicke und die vielen Fragen im Anschluss an den Vortrag zeigten erneut den hohen Bedarf an verständlich erklärten medizinischen Themen. Beim nächsten mediTALK am 12. Februar geht es um Ursachen und Behandlung von Bluthochdruck.

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