Bernhard Jöhren, 66 Jahre alt und aus Dortmund, kennt die Herausforderungen des Älterwerdens gut. Als aktiver Ortsseniorenvorsitzender der Eisenbahner-Gewerkschaft EVG steht er im Austausch mit vielen Seniorinnen und Senioren, doch im Juli 2024 musste er selbst ins Klinikum Dortmund: Atemnot und eine starke Ansammlung von Flüssigkeit im Bauch machten einen Krankenhausaufenthalt notwendig. Zu Beginn seines Aufenthalts wurde ihm angeboten, an der eliPfad-Studie teilzunehmen – eine Möglichkeit, die er sofort ergriff. „Ich fand es sehr interessant, mehr über meinen Körper zu erfahren und mich selbst zu beobachten“, erklärt Jöhren.
"Drehtüreffekt" vermeiden
Häufig haben ältere Menschen mehrere chronische Erkrankungen, sind also multimorbide. Sie haben ein höheres Risiko, in den Wochen nach einem Krankenhausaufenthalt erneut stationär aufgenommen werden zu müssen. Dies wird als Drehtüreffekt bezeichnet. Und genau hier setzt das Projekt eliPfad an. EliPfad, gestartet 2022 und gefördert durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses, wird an sechs Kliniken in Nordrhein-Westfalen durchgeführt, darunter das Klinikum Dortmund. Die Studie zielt darauf ab, die Behandlungsqualität und die medizinische Versorgung über die stationäre Behandlung hinaus zu verbessern. Das Besondere an diesem Konzept ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den Ärztinnen und Ärzten in der Klinik, Hausarztpraxen und anderen Gesundheitsdiensten.
Patientinnen und Patienten ab 55 Jahren, die an der Studie teilnehmen, werden nach ihrer Entlassung sechs Wochen lang mit Hausbesuchen und Telefonaten durch Fallmanagerinnen und Fallmanager begleitet. Diese planen frühzeitig die Entlassung, sprechen mit allen wichtigen Institutionen für die ambulante Weiterbehandlung und koordinieren alles bestmöglich. Bereits während ihres stationären Aufenthaltes bekommen die Teilnehmenden der Studie einen „Smarten Assistenten“ – ein Tablet mit individuell zusammengestellten Tipps und Informationen. Dazu gehören ein Medikationsplan und Videos mit physiotherapeutischen Übungen.
Smarte Geräte liefern wichtige Werte
Im Rahmen der Studie erhielt Bernhard Jöhren auch mehrere smarte Geräte, die mit dem Tablet verbunden sind: eine Waage, ein Blutdruckmessgerät, ein Fieberthermometer, ein Sauerstoffmessgerät und eine Smartwatch zur Aufzeichnung seiner täglichen Schritte. Auf dem Tablet führte er zudem jeden Abend ein Symptomtagebuch. Die gesammelten Daten wurden automatisch an das eliPfad-Fallmanagement im Klinikum übermittelt.
Victoria Fuchs ist eine von zwei Fallmanagerinnen am Klinikum Dortmund: „EliPfad funktioniert wie ein Frühwarnsystem. Durch die regelmäßige Erfassung der Vitalwerte können wir Warnsymptome frühzeitig erkennen und entsprechend die Medikation anpassen bzw. die Hausärztin oder den Hausarzt hinzuziehen, bevor sich der Zustand verschlechtert.“ Auch Bernhard Jöhren, der gleich an mehreren internistischen Erkrankungen leidet, konnte von dieser engen Überwachung profitieren. „Wenn etwas auffällig war, rief mich meine Fallmanagerin an, um zu besprechen, was zu tun ist. So wurden meine Blutdruck- und Entwässerungstabletten mehrmals angepasst, ohne dass ich ins Krankenhaus zurückmusste.“ Jöhren beschreibt seine Erfahrung mit der Studie als äußerst positiv: „Ich habe viel über meine Erkrankungen gelernt und mich sicher gefühlt, weil ich wusste, dass jemand ein Auge auf meine Werte hat.“
Nachsorge wird erheblich verbessert
Nach einem Jahr Laufzeit mit knapp 400 Teilnehmenden zeigt sich der Erfolg von eliPfad auch in der Wahrnehmung der beteiligten Ärztinnen und Ärzte. Dr. Fedai Özcan, Direktor der Klinik für Nephrologie im Klinikum Dortmund und Standortleiter für das Projekt elipfad, betont die Bedeutung der neuen Versorgungsstrategie: „Der enge Austausch zwischen Klinik und ambulantem Bereich ermöglicht es uns, die Nachsorge unserer Patientinnen und Patienten erheblich zu verbessern. Dies trägt nicht nur zur Steigerung ihrer Lebensqualität bei, sondern unterstützt sie auch dabei, sicherer und selbstbestimmter im Alltag zu agieren.“
EliPfad zeigt, wie moderne Technologien und persönliche Betreuung Hand in Hand gehen können – ein wichtiger Schritt für die Zukunft der medizinischen Versorgung.