Nach Verletzung: Bein mit Spezial-Technik um sechs Zentimeter verlängert

Astrid Nentwich und Fachärztin Dr. Fatma Topcuoglu mit einem Röntgenbild

Astrid Nentwich (M.) kann dank eines hochspezialisierten Verfahrens wieder laufen. Ihr Bein wurde mithilfe eines Spezialnagels verlängert. Fachärztin Dr. Fatma Topcuoglu (l.) begleitete den Prozess maßgeblich.

Die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie nutzt ein hochspezialisiertes Verfahren, um einen mit dramatischen Folgen verletzten Oberschenkelknochen zu behandeln. Heute kann die Patientin wieder laufen.

Astrid Nentwich hat sich vor knapp zwei Jahren durch eine Entzündung im Bein einen Bruch des linken Oberschenkelknochens zugezogen, der sehr schwierig zu behandeln war. Zwischenzeitlich stand sogar im Raum, das Bein amputieren zu müssen. „Das war surreal“, sagt Astrid Nentwich. Doch schließlich wurde alles gut.

Zur Jahreswende 2022/23 nahm das Unheil seinen Lauf. Astrid Nentwich erinnert sich: „Es hat in meinem Oberschenkel gekracht.“ Erst dachte sie sich dabei nichts weiter, aber nachdem sie an Neujahr mit ihren Hunden draußen war, bekam sie starke Schmerzen. Sie ging in die Notaufnahme der Unfallklinik am Klinikzentrum Nord.

Die Ärztinnen und Ärzte der von Dr. Jens-Peter Stahl geleiteten Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie stellten fest: Eine starke Entzündung Monate zuvor hatte den Knochen so porös gemacht, dass er gebrochen war. Mit dramatischen Folgen. Ein Stück des Knochens war nicht mehr zu retten und musste von Fachärztin Dr. Fatma Topcuoglu und Dr. Philippus Schöttes, Leitender Oberarzt Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, entfernt werden. Um den restlichen Knochen zu stabilisieren, legten sie einen Fixateur an, also ein außenliegendes Metallgerüst, mit dem der Knochen stabilisiert wird.

Der Fixateur war für Astrid Nentwich sehr unangenehm, wie sie erzählt. „Aber es war nicht mehr so schlimm wie vorher.“ Sie konnte nach Hause entlassen werden, war aber auf einen Rollstuhl und viel Unterstützung angewiesen. Die von außen in den Knochen eingebrachten Schrauben schmerzten.

Daher war die Patientin sehr erleichtert, als der Fixateur nach zwei Monaten entfernt werden konnte. Der Knochen war ausreichend verheilt, das operierte Bein nun aber deutlich kürzer, als das andere. Mehrere Zentimeter entzündeter Knochen, die entfernt worden waren, mussten nachgebildet werden. „Der Längenunterschied wäre zu groß gewesen“, erklärt Oberarzt Dr. Thorsten Strohmann, Leitender Arzt der Zentralen Notaufnahme: „Bis zu drei Zentimeter kann man noch einigermaßen über eine Schuherhöhung ausgleichen, aber bei sechs Zentimetern wäre das Gangbild sehr schlecht gewesen. In solchen Fällen muss man über eine Verlängerung nachdenken.“

Astrid Nentwich wurde ein sogenannter Verlängerungsnagel eingesetzt, der über die gesamte Länge des Knochens reichte. Er musste jeden Tag millimeterweise verlängert werden. Das funktionierte mithilfe eines Magneten, den die Patientin an ihr Bein anlegte. Dass dieses Verfahren etwas Besonderes ist, sei ihr erst bewusst geworden, als immer mehr junge Pflegerinnen sich bei ihr danach erkundigt hätten. „Das war schon nicht alltäglich“, stellt sie fest.

Das bestätigt auch Dr. Strohmann. Solche Fälle seien ziemlich selten und auch sehr schwer zu behandeln: „Das ist ein hochspezialisiertes Verfahren. Es gibt nicht viele Kliniken, die so etwas überhaupt machen. Um dieses System zu beherrschen, muss man geschult sein und eine Menge Erfahrung haben.“

Astrid Nentwich ist sehr froh, dass sie mit diesem Verfahren behandelt wurde. „Ich habe wirklich Glück gehabt, so tolle Ärzte zu haben“, meint sie. Der Knochen ist geheilt, sie kann laufen und auch wieder Treppen steigen. In der Physiotherapie sei sie vor Kurzem sogar erstmals wieder Fahrrad gefahren. Einmal in der Woche arbeitet Astrid Nentwich schon wieder ehrenamtlich in der Altenbetreuung: „Danach weiß ich dann aber auch, was ich getan habe.“

Nach dem Gespräch macht sich Astrid Nentwich auf den Weg zur Physiotherapie. Ihr großes Ziel ist es, vielleicht irgendwann wieder reiten zu können.

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