Neue Therapie bei Bauchfellkrebs - Therapeutisches Fieber macht Tumorzellen angreifbar

Mit Fieber gegen Tumorzellen: Im Zentrum für Bauchfellkrebs der Chirurgischen Klinik des Klinikums Dortmund wird aktuell weltweit erstmalig eine neue Behandlungskombination in der Therapie von Bauchfellkrebs eingesetzt. Vor der eigentlichen Operation wird der wache Patient auf einer speziellen Liege durch wassergefilterte Infrarot-Strahlung im Körperkern auf ca. 39,5 Grad erwärmt (Ganzkörperhyperthermie nach Ardenne). Dadurch kommt es nicht nur zu einer verbesserten Durchblutung des ansonsten schlecht durchbluteten Bauchfells und einer verstärkten Angreifbarkeit von Krebszellen, sondern auch zu einer Ankurbelung verschiedener Prozesse der Immunabwehr, insbesondere der Bildung sog. natürlicher Killerzellen.

Anschließend erfolgt im Rahmen einer Schlüsselloch-Operation eine von Prof. Dr. Jürgen Zieren, Leiter des <link>Zentrums für Bauchfellkrebs, mitentwickelte moderne Behandlungsmethode, bei der gering dosierte Chemotherapeutika mit Druck in der Bauchhöhle vernebelt werden (PIPAC). Die beiden Verfahren ergänzen sich optimal, so Zieren, weil beide Wirkprinzipien bei hervorragender Verträglichkeit eine Wirkungsverstärkung erwarten lassen.

 
Ganzkörperhyperthermie als ergänzende Krebstherapie
Im ersten Moment erinnert das längliche Gerät, das Prof. Zieren da auf Rollen durch den OP-Bereich schiebt, an eine Sonnenbank oder auch extrem große Badewanne. Auf den zweiten Blick fallen zwei Trage-Verstrebungen auf, die links und rechts hervorragen und über die er eine Art Hängematte anbringt. In diesem Netz liegt dann bei einer Anwendung der Patient. Er schwebt also quasi über der Wanne, in der sechs Heizlampen am Boden angebracht sind. „Die Lampen sind speziell wassergefiltert, was dazu führt, dass nur bestimmte Strahlen durchgelassen werden, die zu einer raschen, aber verträglichen Erwärmung des Körperkerns führen. Wir wollen schließlich die Wärme in den Körper des Patienten bringen, ohne einen Sonnenbrand auf der Haut zu erzeugen“, erklärt Prof. Zieren. Die seit ca. 30 Jahren auch in der ergänzenden Krebstherapie angewandte Ganzkörperhyperthermie wird jetzt unmittelbar präoperativ mit einem chirurgischen Behandlungsverfahren eingesetzt.

 

„Wir schaffen den Chemo-Tröpfchen eine Art Türöffner in die Zelle“
Die Herausforderung bei der Therapie von Bauchfellkrebs besteht vor allem darin, dass die Tumorherde oft sehr klein und vielfältig im Bauchraum verteilt liegen. Außerdem ist das Bauchfell nur sehr fein durchblutet. Würde man also – wie bei anderen Krebsarten üblich –  versuchen, die winzigen Tumoren über das Blutsystem mit der Chemo anzugreifen, käme nie genug an den Krebszellen im Bauchfell an. Deshalb setzt Prof. Zieren in geeigneten Fällen mit der PIPAC (pressurized intraperitoneal aerosol chemotherapy) auf einen anderen Weg: Er vernebelt die Chemo-Lösung über eine spezielle Düse direkt im Bauchraum, wodurch winzige Tröpfchen entstehen. „Wenn wir den Patienten vor dieser PIPAC-Therapie nun auch noch auf 39,5 Grad Körpertemperatur erwärmen, schaffen wir den Chemo-Tröpfchen eine Art Türöffner in die Zelle. Zusätzlich helfen uns Killerzellen, die durch das Fieber aktiv werden, im Kampf gegen die Tumorzellen“, sagt Prof. Zieren. 

 

 

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