„Angefangen haben die Beschwerden bereits vor zweieinhalb Jahren. Ich war tagsüber immer müde, kaputt und unkonzentriert“, sagt Schneider. „Allerdings dachte ich erst, dass das von der vielen Arbeit kommt.“ Eine ärztliche Untersuchung diagnostizierte dann die Schlafapnoe, also Schnarchen, das zu Atemstörungen führt. Erst wurden die konservativen Therapien ausgereizt, unter anderem eine Atemmaske und auch eine Kieferschiene für nachts. „Nichts half. Das war wirklich zum Verzweifeln“, so Schneider. „Umso erleichterter bin ich, dass eine Lösung gefunden wurde. Nach der langen Zeit habe ich endlich wieder mehr Energie.“
Implantiert wird der Zungenschrittmacher minimal-invasiv, also gewebeschonend mithilfe von drei kleinen Schnitten: Im Zwerchfell-Bereich wird ein Atemsensor zur Überwachung eingesetzt, im Brustbereich ein kleiner Generator und in der Zunge eine Stimulationselektrode. Diese löst bei Bedarf im Schlaf den sanften Reiz aus, der die Muskeln des oberen Atemweges aktiviert. So bewegt die Zunge sich nach vorne und Schneider kann frei atmen. Wenige Tage nach der OP durfte er schon wieder nach Hause, eine Woche später wurden die Fäden gezogen. Den Schrittmacher spüre er kaum. „Ich merke nur den Sensor am Brustkorb, über den ich den Schrittmacher einschalten kann“, so Schneider.
„Nutzen kann man die Technik etwa zwei Wochen nach der Operation, wenn die Wunde vollständig verheilt ist“, erklärt Prof. Dr. Claus Wittekindt, Direktor der HNO-Klinik. „Ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher wird das implantierte System mittels Fernbedienung selbst gesteuert. Erst kurz vor dem Schlafengehen wird es aktiviert und am nächsten Morgen wieder deaktiviert.“ Tagsüber bleibe der Schrittmacher demnach ausgeschaltet. „Das System ist auch eine gute Alternative zur Überdruck-Maske, die von einigen Patienten nicht vertragen wird oder schlichtweg nicht zum Erfolg führt“, so Prof. Wittekindt.
Das Team der Schlafmedizin im Klinikum Dortmund ist interdisziplinär aufgestellt – von der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik bis zur Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Auf diese Weise erfolgt Diagnostik und Therapie unter enger Vernetzung von Expert*innen verschiedener Fachgebiete und ermöglicht auf diese Weise maßgeschneiderte Behandlungen für alle Patient*innen.
(von Lisa Cathrin Müller)