Experte des Klinikums Dortmund Nord findet die Lösung
Anfangs hatte er es fast eher beiläufig bemerkt und sich nichts weiter dabei gedacht. Dabei konnte Theo Grosdoulis aus Dortmund kaum mehr etwas sagen, ohne nicht nach ein paar Worten einen Schluck Wasser trinken zu müssen. Sein Mund war trocken, staubtrocken. Sein Körper schien von jetzt auf gleich verlernt zu haben, Speichel zu produzieren. Komisch, dachte sich der 50-Jährige noch. Viel mehr Sorgen machte dem Diabetiker aber damals im Sommer 2016 eine Entzündung im Bein, so dass er das mit dem trockenen Mund erst einmal geduldig hinnahm.
„Dabei war ich eigentlich immer damit beschäftigt zu überlegen, wie ich Wasser irgendwo mit hineinschmuggele, z.B. ins Theater“, erzählt Grosdoulis. Denn auch alles, was er essen wollte, musste er zunächst in Tee oder eben Wasser tunken. Ansonsten hätte er die Nahrung nicht schlucken können. – Ein recht mühseliges Unterfangen für einen 170 Kilo Mann mit einem entsprechenden Kalorienverbrauch.
Entsprechend rasch nahm er ab; in knapp drei Monaten immerhin 42 Kilo. „Anfangs schmeichelt es einem ja noch, wenn die Kollegen auf der Arbeit sagten, dass ich abgenommen hätte. Ich fühlte mich ja auch nicht wirklich krank. Im Gegenteil, ich war richtig fit“, erinnert sich Grosdoulis. Doch mit dem Gewicht verlor sein Körper auch wichtige Mineralien und Spurenelemente. Sein Hausarzt war ratlos. Zunächst dachte Grosdoulis daran, dass irgendetwas mit seinem Magen nicht in Ordnung sei, und organisierte sich einen Termin für eine Magenspiegelung. Doch zu diesem Termin sollte es nicht mehr kommen.
„Ich war einfach an einem Punkt, an dem ich mich von meinen Kollegen auf der Arbeit verabschiedete und sagte, dass ich dann jetzt doch wohl mal besser ins Krankenhaus gehe. Ich war total fertig“, sagt Grosdoulis. Im Klinikum Dortmund Nord wurde er als Notfall aufgenommen. Mediziner spiegelten sowohl den Darm als auch den Magen und fanden – nichts. Darm und Magen waren intakt. „Wenn ein Patient so viel Gewicht verliert, gehen wir Mediziner eigentlich immer erst einmal von drei möglichen Ursachen aus“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Bernhard Schaaf, Direktor der Klinik für Pneumologie und Infektiologie.
Neben (1) Krebs oder (2) einer chronischen Infektion kann auch (3) eine entzündliche Erkrankung vorliegen. Und richtig: Als der Experte die CT-Aufnahmen des Patienten untersucht, wird er stutzig. Im Lungenbereich sieht er Veränderungen an den Lymphnoten. „Wir haben dort dann in einem kleinen Eingriff Gewebe entnommen und konnten so die Ursache feststellen: Der Patient war an einer sehr seltenen Form einer wiederum sehr seltenen Erkrankung namens Sarkoidose erkrankt“, sagt Priv.-Doz. Dr. Schaaf. „Da wären wir ohne die Gewebeuntersuchung so sicherlich nicht schnell darauf gekommen, zumal Sarkoidose-Patientin eigentlich kein Gewicht verlieren.“
Doch da – was selten vorkommt – die Entzündung im Fall von Grosdoulis u.a. die Speicheldrüsen befallen hatte, war eben die Nahrungsaufnahme durch den mangelnden Speichelfluss erschwert worden. „Wir konnten in den CT-Aufnahmen sehen, dass die Speicheldrüsen im Kieferbereich richtig vergrößert waren.“
Wie Sarkoidose entsteht, ist in der Wissenschaft bislang nicht eindeutig bewiesen. Immerhin aber gibt es eine Therapie. Priv.-Doz. Dr. Schaaf verordnete Cortison-Tabletten, die der Patient seither auch regelmäßig zu sich nimmt – mit Erfolg. „Ich saß eines Tages dann im Auto, als ich merkte, dass mein Mund plötzlich wieder Speichel produzierte. Mir kamen fast die Tränen vor Freude“, sagt Grosdoulis. Die Tabletten muss er jetzt zunächst ein Jahr nehmen. Dann schauen die Mediziner des Klinikums Dortmund, ob sie die Dosis reduzieren können, weil die Entzündung vollständig abgeklungen ist. „In Einzelfällen kann es sein, dass die Entzündung chronisch bleibt. Aber das können wir erst in gut einem Jahr abschätzen“, sagt Priv.-Doz. Dr. Schaaf.
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