Patientin macht erste Schritte nach Querschnitts- lähmung

Auf eine Not-OP folgten insgesamt fünf weitere: Nach einem schweren Unfall wurde Rebecca Müller nachts in die Notaufnahme des Klinikums Dortmund Nord eingeliefert. Der zweite Lendenwirbel der Patientin war zertrümmert und drückte auf das Rückenmark. Als Folge war die damals 17-Jährige inkomplett querschnittsgelähmt. Das heißt, ein Teil des Rückenmarks war sehr schwer geschädigt, aber noch reparabel. Um ihr so schnell wie möglich zu helfen, hat das Notfallteam der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie rund um Oberarzt Dr. Thorsten Strohmann noch in der Nacht zunächst die Wirbelsäule stabilisiert. In einem weiteren Eingriff konnten durch Dr. Philippus Schöttes, leitender Oberarzt, die Knochentrümmer aus dem Rückenmarkskanal entfernt und der Wirbel durch ein Implantat ersetzt werden. „Als Rebecca jetzt zur Tür hereingekommen ist und nach langer Zeit wieder eigenständig laufen konnte, war das ein ganz besonderer Moment“, erzählt Dr. Schöttes.

Vor knapp drei Jahren wurde Rebecca Müller mit dem Hubschrauber ins Klinikzentrum Nord geflogen und direkt notoperiert. „Wir mussten sofort handeln, um zu verhindern, dass das Knochenstück noch weiter in das Rückenmark drückt und dort möglicherweise irreversible Verletzungen hinterlässt“, sagt Dr. Schöttes. Das Bruchstück wurde dann aus dem Rückenmark entfernt, da der zertrümmerte Wirbel jedoch schon erheblich Druck auf das Rückenmark ausgeübt hatte, blieb die Patientin zunächst querschnittsgelähmt. „Ich bin nach der OP aufgewacht und konnte meine Beine weder bewegen noch spüren“, so Rebecca. „Es ist eigentlich das normalste der Welt und dann ist das Gefühl und auch die Möglichkeit, die Beine zu bewegen, auf einmal weg. Das kann man sich als Außenstehender nicht vorstellen.“
 
„Vertut man sich um Millimeter, kann das gravierende Folgen haben.“
 
Um das Gefühl und die Bewegungsfähigkeit in den Beinen der Patientin wiederherzustellen, musste der betroffene Lendenwirbel durch ein Wirbelersatzstück ausgetauscht werden. „Eingriffe so nah oder direkt am Rückenmark erfordern Fingerspitzengefühl“, so Dr. Schöttes. „Vertut man sich um Millimeter, kann das gravierende Folgen haben.“ Aus diesem Grund werden solche OPs nur in spezialisierten Zentren vorgenommen, die über Expert:innen mit langjähriger Erfahrung in diesen Bereichen verfügen. Doch dies waren nicht die einzigen Eingriffe: Durch den Unfall hatte die Patientin zudem Brüche am Unterschenkel und am Handgelenk erlitten, die mit Platten und Schrauben stabilisiert wurden.

Zweite Chance für die Patientin

„Ich bin nach dem Unfall erst einmal in ein Loch gefallen, weil ich dachte, nie wieder laufen zu können“, so Rebecca Müller. „Als ich erfuhr, dass es doch möglich ist, war es wie eine zweite Chance. Dann hieß es für mich: kämpfen.“ Nach zwei weiteren Eingriffen, in denen die Platten und Schrauben aus Handgelenk und Unterschenkel wieder entfernt wurden, startete die Patientin in eine siebenmonatige Reha, um ihre Gehfähigkeit langsam wiederzuerlangen. „Für mich war es schon ein riesiges Highlight, als ich das erste Mal in einem Rollstuhl saß. Wieder aufrecht zu sitzen nach so langer Zeit im Bett, war ein großer Schritt.“

Der Einsatz hat sich gelohnt

Auch über die Reha hinaus hat die 19-Jährige weiter geübt und hielt währenddessen Kontakt zu Dr. Schöttes in der Unfallklinik. „Wir haben Rebeccas Fortschritte besprochen und geschaut, wie man sie noch unterstützen kann. Sie war sehr ehrgeizig und hat sich richtig ins Zeug gelegt, um wieder eigenständig laufen zu können“, so Dr. Schöttes. „Das beeinflusst eine Genesung mehr, als viele vermuten würden.“ Und der Einsatz hat sich gelohnt: Mittlerweile kann Rebecca wieder eigenständig laufen – ohne Hilfe und ohne jegliche Beschwerden. Jetzt widmet sie sich ihrem Fachabitur, wonach sie aber wieder zurück in die Klinik möchte: für eine Ausbildung im Gesundheitsbereich. 

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