Versorgung in Gefahr: Radiolog:innen warnen vor Mangel an MTRA-Kräften

Während Deutschland über den zunehmenden Mangel an Pflegekräften diskutiert, warnten die Radiolog:innen jetzt auf ihrem Jahreskongress der Rheinisch-Westfälischen Röntgengesellschaft e.V. in Dortmund davor, dass es auch immer weniger Medizinisch-Technischen Radiologie Assistent: innen (MTRA) im Land gebe. Sie seien ein wichtiges Glied in der medizinischen Versorgungskette, da die Radiologie als bildgebende Disziplin viele Fachbereiche in der Diagnosestellung unterstütze. „Wenn die Radiologie wegen Personalmangel ausfällt, hat das enorme verzögernde Auswirkungen auf die gesamten Prozesse in einem Krankenhaus oder einer Praxis“, erklärt Prof. Dr. Stefan Rohde, Direktor der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie des Klinikums Dortmund. Er war nach dem letzten Jahr erneut Kongresspräsident der Veranstaltung in der Dortmunder Messe.

Zwar sei in der jüngsten Vergangenheit schon einiges passiert, um gegen Personalmangel in der Branche etwas zu tun, sagt Prof. Rohde. So gebe es inzwischen für die Ausbildung zur MTRA in Deutschland eine Bezahlung. Auch erlebe man derzeit, dass technische Lösungen zunehmend die Arbeitsprozesse in der Radiologie bündeln und damit vereinfachen. So gebe es etwa Anwendungen, die auf künstlicher Intelligenz basieren und die Durchführung z.B. von MRT-Untersuchungen deutlich vereinfachen und auch in die Untersuchungszeit reduzieren. „Diese Verkürzung der Aufnahme ist nicht nur für die MTRA eine Entlastung, sondern natürlich auch für den Patienten von Vorteil“, so Prof. Rohde.

 

Gleichwohl sehen auch die Radiolog:innen den Fachkräfteschwund mit Sorge – vor allem mit Blick auf das Wegbrechen der geburtenstarken Jahrgänge (Babyboomer). Hier müsse es konzertierte Bemühungen aller im Gesundheitswesen Tätigen geben, um die Berufsbilder attraktiv zu halten. Das beziehe sich natürlich auch auf so Dinge wie Arbeitszeiten oder Arbeitsbedingungen, die auf das moderne Leben der Mitarbeitenden abgestimmt sind. Denn neben der Diagnostik (also MRT-, CT- oder Röntgenaufnahmen) nehmen in der Klinik seit einigen Jahren minimalinvasive Therapien einen immer größeren Raum ein; das heißt, der Radiologe macht nicht mehr nur „bloß Bilder“, sondern nimmt als Mediziner auch direkt Eingriffe am Patienten vor.

 

Dies geschieht beispielsweise in der Neuroradiologie: Hier behandeln Radiolog:innen z.B. Schlaganfall-Patient:innen, indem sie die Ursache für diesen Schlaganfall im Hirn direkt lösen; meist ein Blutklumpen, der eine wichtige Versorgungsleitung im Hirn verstopft (Thrombektomie). „Solche Eingriffe, die zunehmend gefragt sind, weil sie optimale Ergebnisse für den Patienten erzielen, sind natürlich personalintensiv“, so Prof. Rohde. „Hier brauchen wir motivierte MTRAs und ÄrztInnen – sonst können wir irgendwann diese Behandlungen nicht mehr in vollem Umfang anbieten.“

 

Rund 850 Expert:innen hatten sich zu diesem 13. Radiologie-Kongress Ruhr (4.-5.11.2021) unter 2G-Bedingungen in der Westfalenmesse zusammengefunden. Der Kongress zeichnete sich neben vielen hochkarätigen Vorträgen auch durch eine Reihe praxisnaher Anwendungen und Simulationen aus.

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Matthias Lackmann (verantwortlich)
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