Der wesentliche Vorteil ist, dass der Patient dank VR-Brille und Steuerungseinheiten in seinen Händen sehr intensiv, emotional und interaktiv lernen kann.
Wir sehen in dem Projekt einen absoluten Gewinn für unsere Patienten, da wir ihnen auf diese Weise ein hohes Maß an Sicherheit bieten können, also effektiv Ängste abbauen und zugleich eine Standardisierung in der Anwendung der Therapie schaffen. Das gleiche gilt für das Pflegepersonal. Insbesondere soll durch die Verbesserung des Trainings in der Phase, bevor die Patienten den Katheter erhalten, eine Verkürzung der Liegedauer erreicht werden und eine Entlastung des Pflegepersonals.
Im Gegensatz zur Dialyse an der Maschine (Hämodialyse) in einem Nierenzentrum können Patienten bei der Bauchfelldialyse flexibel selbst die Entgiftung (z.B. zu Hause, im Büro, im Urlaub) vornehmen. Im Vergleich zur Hämodialyse muss der Patient deshalb auch nicht dreimal pro Woche ins Nierenzentrum. Dazu wird den Betroffenen vorab ein Dialyse-Katheter operativ in den Bauchraum eingebracht. Der Patient sollte vor der Operation lernen, eigenständig eine sterile Lösung hygienisch einwandfrei in den Bauchraum zu füllen und nach einer vierstündigen Verweilzeit auszutauschen.
Hier setzt das VR-Training an, in dem der Patient die Schrittfolge der zu leistenden Handgriffe einstudieren kann; das derzeitig etablierte Training umfasst ein Informationsgespräch, die Ausgabe von Broschüren und Trainingsvideos und ein aufwändiges Einstudieren der vielen einzelnen Schritte gemeinsam mit dem Pflegepersonal. „Im Gegensatz zu einem bloßen Film erlebt der Patient in der VR-Welt mit Brille, Handsteuerungen und Kopfhörern sein Verhalten interaktiv mit allen benötigten Sinnen und lernt effizienter. Er befindet sich vollkommen in der virtuellen Welt, was man Immersion nennt. Dadurch gelingt die Verinnerlichung jedes einzelnen erlernten Schrittes und kann bei der Dialyse einfacher ausgeführt werden“, erklärt der VR-Experte Boris Kantzow. Eine große Pharma-Firma unterstützt die Studie bereits, die nach dem Start Ende November im Klinikum Dortmund und nachfolgend in zwei bis drei weiteren Kliniken europaweit durchgeführt wird. „Mit diesem Thema betreten wir in der Nephrologie Neuland und ich bin fest davon überzeugt, dass wir damit endlich ein standardisiertes Trainingsprogramm für die Trainer und somit auch für die Patienten erreichen, mit dem zusätzlich nicht nur Kosten und Zeitersparnisse einhergehen, sondern längerfristig auch die Entzündungsrate des Bauchfelles durch deutliche Verminderung von Fehlern in der Handhabung weiter reduziert werden kann“, so Klinikdirektor Dr. Özcan, der das Projekt aktiv mitbetreut.
„Das Trainings-Projekt ist ein Baustein der Digitalisierungs-Strategie des Klinikums Dortmund. Wir sehen in VR einiges an Potential und haben bereits andere Ideen, die Technik sinnvoll einzusetzen“, sagte Marc Raschke, Leiter der Unternehmenskommunikation im Klinikum Dortmund. „So stellen wir z.B. bereits jetzt einfachste VR-Erlebnisse auf die Homepage des Klinikums Dortmund, damit jedermann sich einmal einen Eindruck von der innovativen Technik machen kann. Das baut Hürden ab und begeistert für diese neue Art der Wahrnehmung.“