Wer bleibt, wenn es ernst wird? Wenn krebskranke Kinder ihre Freunde trösten

Wer bleibt, wenn es ernst wird? Wenn krebskranke Kinder ihre Freunde trösten

Am 15. Februar 2016 ist der „Tag des krebskranken Kindes“

Ihr Halbjahreszeugnis wollte sie in ihrer Schule persönlich abholen. Doch schon auf dem Gang zum Klassenzimmer erlebte Marie (Foto, Mitte), was es heißen kann, wenn man anders aussieht. „Boah, hat die Ebola?“, hörte sie jemanden hinter sich rufen. Sie drehte sich um, ihre Augen suchten in der Menge. Es ist ein dummer Satz, einfach so daher gesagt. Kinder können manchmal grausam sein. Die 11-Jährige traf der Satz hart. Sie, die sich für ihren knappen Besuch in der Schule für eine Perücke entschieden hat, damit sich andere Schüler nicht vor ihrem kahlen Kopf erschrecken. Sie, die aufgrund ihres schwachen Immunsystems einen Mundschutz trägt. – Marie Plötzner hat Leukämie. Blutkrebs. Da ist von jetzt auf gleich vieles anders. Doch was bleibt? Wieviel Verständnis? Wieviel Freundschaft?

Der Fernsehsender VOX hatte im Jahr 2015 die Serie „Club der roten Bänder“ nach Deutschland geholt und ausgestrahlt – die Geschichte einer Clique auf einer Kinderkrebsstation, die Abenteuer erlebt und zwischen Chemo und Krankenbett Freundschaft für sich zum Teil neu definieren muss. Die Serie war im Herkunftsland Spanien ein Renner, auch in Deutschland schlug sie ein. Es heißt, sie würde den Blick auf krebskranke Kinder verändern. Zum Positiven.

Kontakt zum Freundeskreis ist wichtig

Dr. Benedikt Bernbeck, Oberarzt der <link>Kinderkrebsstation K 41 im <link>Westfälischen Kinderzentrum des Klinikums Dortmund, erlebt es nicht selten anders. „Viele Kinder, die an Krebs erkranken, machen die Erfahrung, dass sich ihr Freundeskreis zunehmend zurückzieht“, sagt der Mediziner. Entweder seien die Freunde verunsichert, weil sie nicht wissen, inwiefern sie noch bei all der monatelangen Therapie den Kontakt halten können. Oder sie scheuen es, den Kontakt aufrechtzuhalten, weil sie ganz einfach Kranksein aus ihrem Leben ausklammen wollen. Dabei ist der Kontakt wichtig, eben möglichst viel Normalität in einer eh schon unnormalen Zeit.

Trost und Zuspruch für Mitschüler und Freunde

Als Marie im Herbst 2015 von ihrer Diagnose erfährt, stellt sie sich vor ihre Klasse und erklärt ihren Mitschülern, was Blutkrebsist und dass sie jetzt erst mal sechs Monate lang nicht zur Schule kommen kann. Sie geht in die Offensive, will informieren. Sie schaut in viele erschrockene Augen, sieht Tränen an den Wangen ihrer Freundinnen herunterlaufen. „Das Kuriose ist, dass ich sie trösten musste, nicht umgekehrt“, erzählt Marie. Auch ihr Vater Ralf Plötzner (51) unterstreicht, wie tapfer sich seine kleine Marie bereits die ganze Zeit über verhalten hat – von dem Moment an, als ihr Blut zu wenig weiße Blutkörperchen aufwies, und auch dann, als die Sorgen der Eltern größer wurden, obwohl noch keine klare Diagnose gestellt werden konnte. Ihre Leukämie war nämlich anfangs atypisch. Gängige Symptome wie Schwäche, blaue Flecken & Co. gab es nicht. Die geringe Anzahl weißer Blutkörperchen hätte auch auf einen Infekt zurückgeführt werden können.

„Wir schaffen das schon“

Als dann aber im Herbst aus Ängsten Gewissheit wurde, saß der Vater gerade im Zug auf Dienstreise nach Hamburg. Ein Anruf. Das Klinikum Dortmund erscheint auf seinem Display. In Osnabrück steigt er um und fährt zurück. „Wir sollten mit der ganzen Familie kommen“, erzählt er. Doch Sohn Luis (8) blieb in der Schule, als die Eltern mit Marie zusammen bei Dr. Bernbeck im Arztzimmer saßen. Eine <link>Psychologin war auch dabei. „Da wusste ich schon, dass das kein normales Gespräch wird“, erinnerte sich Ralf Plötzner. Einige Tage später sagte Marie zu ihrer Mutter Manuela (46), als diese weint: „Wir schaffen das schon.“

Freundinnen seit der Kindergartenzeit unterstützen sie

Und richtig: Der Krebs ließ die Menschen um Marie enger zusammenrücken. Freunde unterstützten die Familie, standen z.B. plötzlich unangekündigt mit Mittagessen vor der Tür, gingen mit Marie spazieren, sofern es das Immunsystem zuließ. Wenn Marie für die Chemo mal wieder ein paar Tage im Krankenhaus liegen musste, kamen Klassenkameraden zu Besuch, Helene Kastner (11) (li. im Bild ganz oben) und Maja Wagener (11) (re. im Bild ganz oben) zum Beispiel. Beide kennt sie noch aus Kindergarten- und Grundschulzeiten, so fest ist die Freundschaft. Manchmal, wenn in der Schule gerade mal wieder ein grippaler Infekt umgeht, müssen die beiden 11-jährigen Mädchen beim Besuch einen Mundschutz tragen, damit sie das schwache Immunsystem von Marie nicht gefährden. Ansonsten gibt es nichts, was zwischen ihnen steht. „Ich habe damals geweint, als ich von Maries Erkrankung in der Schule erfuhr. Aber ich finde es wichtig, dass ich bei ihr bin und ihr damit zeige, dass sie nicht allein ist“, sagt Maja.

Mit Schutzengeln und Glücksbringern durch die Chemotherapie

„Der Zuspruch, den Marie von ihrer Familie und ihren Freunden erfährt, ist enorm wichtig und wirkt sich auch nachweislich auf den Genesungsprozess aus“, erklärt Dr. Bernbeck. Deshalb begrüßt er auch den engen Kontakt der kleinen Patientin zu ihrem Umfeld. Marie hat gerade den zweiten von fünf Chemo-Blöcken erhalten. Sie hat damit quasi fast Halbzeit. Und für den zweiten Teil steht ihr auch schon eine eindrucksvolle Mannschaft zur Seite: Auf dem Nachttisch an ihrem Krankenhausbett hat Marie ein ganzes Heer an kleinen Schutzengeln und Glücksbringern aufgebaut, alles Geschenke von Freunden. – Da kann also nichts schief gehen.

Patientenkontakt zur Kinderkrebsstation K41

Dr. Benedikt Bernbeck
Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin

Klinikum Dortmund gGmbH
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Beurhausstr. 40
44137 Dortmund

Telefon +49 (0)231 953 21721
<link>benedikt.bernbeck@klinikumdo.de

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